Stahlaktionstag in Duisburg

Stahlaktionstag in Duisburg

Stahlarbeiter sind kampfbereit: „Nicht auf unserem Rücken"

Heute rief die IG Metall die Kolleginnen und Kollegen zum Stahlaktionstag in Duisburg unter dem Motto „Es ist 5 vor 12“ auf.

Von wr / Korrespondenz
Stahlarbeiter sind kampfbereit: „Nicht auf unserem Rücken"
6000 Stahlarbeiter waren gekommen (rf-foto)

Den Stahlkumpel, die zum Stahlaktionstag nach Duisburg kamen, ist bewusst, dass es um viel geht, Zigtausende Arbeitsplätze sind mit der drohenden Zerschlagung des Thyssenkrupp-Konzerns (tkse) akut gefährdet. Den bürgerlichen Medien war das heute keine Ankündigung auf den Titelseiten wert. Damit soll schon mal mit Medienunterstützung demobilisiert und die Botschaft an die Stahlkumpel und ihre Familien ausgegeben werden, dass sie im Kampf alleine stünden. Aber das verfing nicht.

 

Ein Korrespondent berichtet aus Duisburg: "Über 6000 Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter von mindestens zehn Thyssenkrupp-Standorten, aber auch HKM, Tailord-Blanks und Arcelor-Mittal in Duisburg-Hamborn, kamen heute selbstbewusst an Tor 1 zusammen."

 

Auch ein Blick über das Ruhrgebiet hinaus zeigt ein anderes Bild: Im Saarland demonstrierten die Stahlbelegschaften in den letzten Wochen mehrfach mit der Bevölkerung gegen die Vernichtung von Tausenden Arbeitsplätzen. In Italien streikt die Belegschaft des europaweit größten Stahlwerks Ilva seit Wochen gegen die angekündigte Vernichtung von 15.000 Arbeitsplätzen. Ihr Gegner ist pikanterweise der größte Stahlkonzern der Welt, Arcelor/Mittal. Und da behauptet die neue tkse-Vorsitzende Martina Merz, wenn tkse seine Wettbewerbsfähigkeit erhöht und an die Weltspitze käme, wären Arbeitsplätze sicher. Es gibt keine sicheren Arbeitsplätze im Kapitalismus.

 

Auf allen Kontinenten werden die Stahlbelegschaften von den Konzernen angegriffen. Überall drängen die Konzernspitzen, die Arbeiter müssten sich mit ihrem Konzern gegen die ausländische Konkurrenz solidarisieren. Das ist Sozialchauvinismus. Er soll die Kampfkraft der Arbeiterklasse spalten. Wir sind bereits in der Weltwirtschaftskrise, die in der deutschen Stahlproduktion schon zu einem Rückgang von zwei Prozent im letzten Jahr und 4,4 Prozent in diesem Jahr geführt hat. Jede Wirtschaftskrise verschärft gesetzmäßig die Konkurrenz zwischen den Monopolen enorm. Die gängige Antwort der Kapitalisten ist, die Krisenlasten auf den Rücken der Arbeiterklasse, der Natur und der Bevölkerung abzuwälzen. Die passende Antwort der Arbeiterklasse und der breiten Massen ist der kämpferische Zusammenschluss gegen die Kapitalisten.

Was fordert die SPD?

Statt klare Forderungen für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und den Kampf um jeden Arbeitsplatz aufzustellen, verweist die reformistische IG-Metall-Spitze im Zusammenspiel mit SPD-Bundestagsabgeordneten auf eine Resolution zum SPD-Parteitag am 6. Dezember.

 

Die Arbeiter haben nichts gegen eine ehrliche Unterstützung durch Parteien. Aber was da von der SPD gefordert wird, sind Gelder für Investitionen in einer Höhe von 1,5 Milliarden Euro für tkse. Das ist der SPD-Weg: Millionen für den tkse-Konzern und für die Arbeiter leere Versprechen. Die Konzerne werden angemahnt, „sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu werden“ und den „Stahlstandort in Deutschland zu erhalten“.¹ Der Standort wäre aber auch mit der halben Mannschaft erhalten. Dieser Appell verhindert keine Entlassungen.

Den Kollegen geht es um ihre Arbeitsplätze und um die Zukunft ihrer Familien

Weiter berichtet unser Korrespondent: "Auch wenn von der Bühne herunter vor allem Investitionen gefordert wurden, 'um die Stahlindustrie in Deutschland zu sichern', ging es den Kollegen, die auf der Kaiser-Wilhelm-Straße standen, vor allem um ihre Arbeitsplätze und um die Zukunft ihrer Familien. Stellten die Redner die Unfähigkeit der Manager als Ursache in den Mittelpunkt, herrschte in den Gesprächen auf der Straße dagegen meist schnell Einheit darüber, dass die zwar 'auch viel Scheiße gebaut' hätten, aber das Wirtschaftssystem durch Fressen oder Gefressen werden in der 'Jagd auf immer mehr Profite' gekennzeichnet sei. So zeigte sich insgesamt eine Stimmung 'nachdenklicher Kampfbereitschaft', wie ein Flugblattverteiler es charakterisierte."

Stahlarbeiter und Kumpel Hand in Hand am 7. Dezember

Angesagt ist der Kampf um jeden Arbeitsplatz! Die Kumpel wissen aus der Vergangenheit vieler Arbeitskampfschlachten: Man muss das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Die MLPD war nicht nur heute bei der Unterstützung des Aktionstags dabei. Mit ihr und der jahrzehntelangen Kleinarbeit ihrer Betriebsgruppen haben die Belegschaften eine zuverlässige Kraft an ihrer Seite.

 

Und zuletzt berichtet der Duisburger Korrespondent: "Viele einzelne Diskussionen zeigten eine gewachsene Offenheit gegenüber der MLPD und ihren Argumenten. Gleichzeitig gab es viele Fragen. Was für ein Kampf ist notwendig? Muss das nicht über den Stahlbereich hinausgehen? Ist der Sozialismus nicht gescheitert? Wie ist euer Verhältnis zur Linkspartei? Zum Schluss nahm noch ein Kollege im Vorbeigehen eine Spannflagge der MLPD und trug sie hoch vor seiner Busmannschaft her. Als ein Genosse sie von ihm zurückholte, meinte er: 'Ich wollte nur ein schönes Souvenier von der Kundgebung mit nach Hause nehmen.'


Am 7. Dezember ruft die bundesweite Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF zur Demonstration in Bottrop auf - gegen die Politik der verbrannten Erde durch die Ruhrkohle AG (RAG) für eine lebenswerte Zukunft der Jugend. Bestechend ist hier, dass Arbeiter-, Umwelt- und Volksbewegung zusammenkommen. Der Kampf für die sozialen Interessen, für die Umwelt und die Arbeitsplätze ist ein gemeinsamer.