Berlin

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Interessante Gesprächsrunde zu NS-Zwangsarbeitslagern

Wir haben im Treff International in der Reutersraße einen Nachbarn, Herrn Dr. Bernhard Bremberger, der sich seit über zwei Jahren mit den Zwangsarbeitslagern im Hitler-Faschismus, vor allem in Berlin, befasst. Ihn haben wir eingeladen, mit uns über die Tatsache, die Untersuchungen dazu und ihre Bedeutung zu diskutieren.

Korrespondenz

Wir hatten in Berlin weit über 500.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus allen Ländern Europas beschäftigt, vor allem während des Zweiten Weltkriegs. Allein in Berlin-Neukölln gab es 75 schwer bewachte Lager für Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, belegt mit zwischen 25 und 1.000 Bewachten. Die meisten hatten kein regelmäßiges Essen und unsägliche hygienische Bedingungen zu ertragen. Auch über 2.000 Kinder von Zwangsarbeiterinnen kamen in Neukölln zur Welt, die bis auf wenige Ausnahmen alle umkamen.

 

Die wenigsten von uns wussten etwas von einzelnen Lagern. Sogar in unmittelbarer Nähe der Reuterstraße und des Treffs International waren Lager, allgemeine und betriebsbezogene. Wir haben nach dem Vortrag von Bernhard Bremberger herausgearbeitet, dass diese Kenntnisse für den antifaschistischen Kampf sehr wichtig sind und wir für nächstes Jahr dazu die nächste Veranstaltung planen.

Archive unzugänglich oder wieder gesperrt

Auch werden wir demnächst Führungen zu diesen bekannten Lagerorten vorbereiten. Vor allem wurde in der Diskussion deutlich, dass weder vom Senat, noch von den Bezirksämtern und Schulen Interesse daran besteht, darüber Genaueres zu erfahren. Zum Beispiel wurden nach ersten Recherchen von Bernhard Bremberger beim Bezirksamt Neukölln nach einer ersten Veröffentlichung einiger Ergebnisse die Archive gesperrt. In dreizehn von damals 16 Bezirksämtern wurden die Archive, Standesämter und Einwohnermeldeämter für Recherchen niemals zur Verfügung gestellt.

 

Wenn also irgendwo Erinnerungstafeln oder Hinweise darauf bestehen, sind sie von Bewohner-Initiativen initiiert oder verteidigt worden. Interessant war auch, etwas zu der staatlichen Organisation im Faschismus, dem „NSV-Wohlfahrtsverband“, zu hören. Er war für diese Lager zuständig, aber auch alle so genannten Wohlfahrtsvereinigungen - einverleibt waren die evangelische und katholische Wohlfahrt - wie die „deutsche“ Kinderverschickung an die See und in die Berge.

 

Die 20 Teilnehmerinnen Teilnehmer der Gesprächsrunde waren alle sehr berührt und interessiert und wollen ebenfalls an dieser Frage dranbleiben.