Antifa-Proteste
„Faschistenaufmärsche dürfen in der Arbeiterstadt Herne keinen Platz haben!“
Auch an diesem Dienstag, 17. Dezember, protestierten und demonstrierten wieder insgesamt ca. 300 Menschen in Herne.
Bereits um 17.30 Uhr hielt das Internationalistische Bündnis eine kurze kämpferische Kundgebung beim Weihnachtsmarkt in der Herner Fußgängerzone mit 30 Beteiligten ab. Mit dabei unter anderem Gewerkschafter, Jugendliche, MLPD, auch mehrere Mitstreiter des Jugendverbands REBELL. Am offenen Mikrophon sprach unter anderem Peter Weispfenning von der MLPD: „In Herne, Dortmund oder Essen erleben wir teils wöchentliche Aufmärsche von Faschisten. Sie rotten sich zusammen, um in diesen Arbeiterstädten faschistische Strukturen aufzubauen. Das dürfen wir nicht zulassen! Gegen die faschistische Tendenz gilt: Wehret den Anfängen!“ Er wies darauf hin: „Dagegen braucht es eine breite Zusammenarbeit von Sozialdemokraten, Christen, Gewerkschaftern, Kommunisten usw. Da kann man nicht die SPD rauswerfen, weil man Hartz IV kritisiert, oder sich gegen Christen wenden, weil man selbst nicht gläubig ist. Erst recht ist es Spaltung, wenn Kommunisten ausgegrenzt oder gar geschlagen werden. Wir brauchen auch in Herne eine überparteiliche Zusammenarbeit – statt undemokratische Unterdrückung von Parteien.“ Die Kundgebung stieß auf viel Interesse, eine Reihe von Passanten blieben länger stehen.
Um 17.30 Uhr gab es an der Kreuzkirche einen christlichen (Protest-)Gottesdienst. Um 18 Uhr fanden sich dann viele der Protestierenden am Rondell ein, wo das Herner Bündnis seine Kundgebung durchführte. Die Teilnehmerzahl hier sinkt tendenziell, etliche haben Angst wegen einem teils gewaltsamen Klimas. Auch hier lehnten viele Gewalt gegen Linke strikt ab. Eine Teilnehmerin äußerte gegenüber dem Fahnenträger der MLPD, der bei der vergangenen Kundgebung von Spaltern und Liquidatoren geschlagen worden war: „Ich unterstütze nicht alles, was Sie machen. Aber das geht gar nicht, was Ihnen passiert ist.“
Viele hatten die großen Artikel in der WAZ gelesen und der Flyer der MLPD, der auch die Hetze darin angriff, fand sehr guten Absatz (Hier geht es zum Flyer!). Verantwortliche des "Bündnis Herne" versuchten ein weiteres Mal, ihren Antikommunismus durchzusetzen, kamen aber nicht durch. Daniel Kleibömer (Geschäftsführer der Ratsfraktion der Linkspartei) wollte von der Polizei das Flugblattverteilen untersagen lassen, was diese letztlich ablehnte, da das in Deutschland bekanntlich erlaubt ist. Der Versuch, eine Sperrkette (!) gegen die MLPD zu organsieren, klappte nicht.
Auf viel Kritik stieß das offizielle Programm. Die ganze Anfangszeit gab es kein Wort des antifaschistischen Protests im Hauptprogramm. Als politische Ansage blieb nur die Attacke auf Parteifahnen; ansonsten wurden fast nur Weihnachtslieder gesungen. Das bejubelt der Internetdienst HalloHerne als „viel bürgerliche Stimmung“. Natürlich kann man Lieder singen, besonders wenn das christliche antifaschistischen Menschen wünschen. Viele merkten aber an, dass man aber in auch antifaschistische Aufklärungsarbeit leisten und den aktiven Widerstand verankern muss.
Am Rand des Faschistenaufmarschs gab es dann unter anderem eine Spontankungebung am Busbahnhof, wo das Internationalistische Bündnis gemeinsam mit arabischen bzw. syrischen Menschen protestierte. Zirka. 35 Faschisten zogen durch die Dunkelheit. „Ihr werdet in der antifaschistischen Stadt Herne keinen Fuß auf den Boden bekommen“ wurde ihnen versichert. „2020 muss das Jahr der überparteilichen Zusammenarbeit werden. Keine Chance den Faschistenaufmärschen in Herne!“ wurde bei der Spontankundgebung mit vielen Wortbeiträgen und Liedern verbreitet. Der Abend endete mit einer Verbrüderung mit Syrern und Arabern, die ihre Landsleute aufforderten, mehr zu protestieren.