Flammenhölle Australien
Wachsende Kritik an Klimaskeptiker Morrison
An diesem Wochenende haben sich die verheerenden Buschbrände in Australien weiter verschärft und große Teile des Landes in ein Inferno verwandelt. Tausende Menschen sind auf der Flucht, es bilden sich lange Staus, Benzin wird knapp.
Drei Schiffe der australischen Marine sind jetzt mit der Evakuierung von Bewohnern und Touristen aus Küstenorten in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria beschäftigt. Im Küstenort Mallacoota spielten sich dramatische Szenen ab, die Marineschiffe Sycamore und Choules mussten Hunderte von Menschen retten, die vor der Feuerwalze an den Strand geflohen waren. Es handelt sich um die bisher größte Evakuierungsaktion Australiens in Friedenszeiten.
2.000 australische Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht
Die Zahl der Todesopfer der seit Oktober wütenden Flammen ist auf mindestens 21 gestiegen. Zum ersten Mal in der Geschichte Australiens wurden 3.000 Reservisten eingezogen und in den Armee-Einsatz gegen die Feuerhölle geschickt. Der Bundesstaat New South Wales rief am Freitag zum dritten Mal einen siebentägigen Notstand aus.
500 Millionen Tiere sind in den Bränden umgekommen, der Bestand der ursprünglich 28.000 Koala-Bären wurde um mindestens ein Drittel dezimiert. Für die Tiere, die überlebt haben, wird es noch schwieriger. Es gibt kein Futter mehr und keine Unterschlüpfe.
An diesem Wochenende wurde an vielen Orten Australiens ein neuer Hitzerekord aufgestellt. Werte über 50 Grad sind auch im australischen Sommer extrem. Dabei wird der Höhepunkt des Sommers erst im nächsten Monat erreicht. Australien erlebt eine regionale Umweltkatastrophe.
"So etwas habe ich in meinem Leben noch nie erlebt"
Eine Freundin berichtet Rote Fahne News über Post, die sie aus Sydney erhalten hat: "Die Buschfeuer sind schrecklich. Ich benutze dieses Wort nicht oft, aber diesmal ist es wahr. Menschen sind tot, viele hundert Häuser zerstört. Viele Gebiete sind dezimiert. Pflanzen und Tiere, unser schönes australisches Erbe. Es hat so etwas noch nie gegeben. Ich habe das in meinem Leben noch nie erlebt.
Ein großer Teil unseres Buschlandes ist an Brände gewöhnt, aber nicht von dieser Größe oder Intensität. 500 Jahre alte Bäume verdursten. Tausend Jahre alte Regenwaldbäume sind in den Bränden gestorben. Regenwälder haben vorher nie gebrannt. Wir müssen hier in Sydney mit total viel Rauch und Staub zurechtkommen. Wenn es ganz schlimm ist, müssen wir drinnenbleiben. Rausgehen können wir nur, wenn der Wind das Schlimmste davon wegweht.
Am 5. Dezember war die Luft so schlecht, dass alle Baustellen vorzeitig geschlossen wurden. Hunderte von Millionen Dollar wurden bei den letzten Wahlen für Propaganda ausgegeben, hauptsächlich vom Murdoch-Imperium, aber auch 60 Millionen Dollar von Clive Palmer und der Kohle-Industrie. Die Propaganda ist speziell darauf ausgerichtet, die Menschen zu spalten. Danke für Ihre Besorgnis! Es ist toll, dass der Artikel in der Roten Fahne kam. Viele Grüße an Ihre Freunde."
Ultrareaktionärer Klimaskeptiker Morrison muss zurücktreten
Der „2020 Climate Change Performance Index“ listet Australien unter 57 untersuchten Ländern als den Staat mit der schlechtesten Klimapolitik. Der ultrareaktionäre australische Ministerpräsident Scott Morrison, ergebener Dienstleister der australischen Kohle-Industrie, steht durch Massenproteste massiv unter Druck. Er wird, wenn er sich im Krisengebiet blicken lässt, zurecht wütend beschimpft: "Hier unten bekommst du keine Stimmen, Kumpel. Du bist ein Idiot."
Morrison versucht, sich jetzt als tatkräftiger Krisenmanager zu inszenieren. Er kündigte einige Maßnahmen an wie zusätzliche Finanzmittel für Löschflugzeuge und den Einsatz weiterer Kriegsschiffe für Evakuierungen. In einem Video mit fröhlicher Musik wird er selbst bei einem Besuch im Katastrophgengebiet gezeigt - eine ebenso empörende Provokation wie sein Urlaub auf Hawaii, während Australien in Flammen stand. Das Video sollte die wachsende Kritik zum Verstummen bringen - das Gegenteil ist eingetreten.
Morrison zeigte sich bisher wie der faschistoide US-Präsident Donald Trump offen als unbelehrbarer "Klimaskeptiker". Ziel der sogenannten Klimaskeptiker ist es, Verwirrung zu stiften und Zweifel zu säen. Ein Hauptakteur dabei ist das „American Petroleum Institute“, das von den großen US-Energiekonzernen betrieben wird. Überhaupt hängen viele „Klimaskeptiker“ eng mit den Monopolen zusammen, die ihre Profite im Zusammenhang mit der fossilen Verbrennung erzielen, so auch Morrison.
"Menschengemachter Klimawandel"?
Den "Klimaskeptikern" folgen weltweit ultrareaktionäre und faschistoide Kräfte, wie in Deutschland die AfD. Diese trägt mit der Leugnung jeglichen "menschengemachten Klimawandels" Verwirrung unter die Massen. Eines ihrer Lieblings-Argumente ist die These: „Klimawandel ist ein natürliches Phänomen. Der Mensch mit seinen CO2-Emmissionen trägt nur geringfügig zu diesem Klimawandel bei.“ Schon der Begriff „Klimawandel“ ist völlig irreführend, weil die Menschheit auf eine globale Umweltkatastrophe zusteuert. Zum zweiten wird mit der Debatte über die Schuld „DES Menschen“ von vornherein vermieden, die Umweltfrage als Klassenfrage zu behandeln und die kapitalistische Profitwirtschaft an den Pranger zu stellen.
Tatsächlich sind 97 Prozent des CO2-Ausstoßes relativ unabhängig von direkten menschlichen Eingriffen. Die Atmung von Lebewesen setzt Milliarden Tonnen CO2 frei; auf der anderen Seite stehen aber Pflanzen, die das Gas aufnehmen. Das war lange Zeit ein mehr oder weniger geschlossener Kreislauf, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre relativ konstant. Der Kapitalismus setzt dem aber netto je Jahr ca. 37 Milliarden Tonnen CO2 hinzu. Seit Beginn der Industrialisierung sind es knapp 2.300 Milliarden Tonnen, von denen 50 Prozent in der Atmosphäre verblieben. Das sind über ein Drittel der 3.120 Milliarden Tonnen CO2, die sich heute in der Atmosphäre befinden!
Arbeiter- und Umweltbewegung Australiens herausgefordert
Unter dem öffentlichen Druck heuchelt Morrisson jetzt, er nehme die Erderwärmung ernst. Gleichzeitig nannte er die Forderungen von Kritikern und Umweltkämpfern nach wirksamen Sofortmaßnahmen "abenteuerlich" und betonte, dass er seine „Politik nicht auf Kosten der Wirtschaft ändern“ werde. Australien ist der weltgrößte Kohleexporteur. Kürzlich hat die Regierung die Ausbeutung des potenziell größten Kohlevorkommens der Welt genehmigt. (siehe auch Rote Fahne News vom 22. Dezember 2019).
Natürlich heuchelt Morrison Sorge um Arbeitsplätze. Die Arbeiter- und Umweltbewegung Australiens ist wie überall auf der Welt herausgefordert, für Arbeitsplätze und Umweltschutz zu kämpfen. Morrison ist für die australischen Massen und für die weltweite Arbeiter- und Umweltbewegung völlig untragbar. Er muss umgehend seinen Hut nehmen!
Eine Internationale Widerstandsfront ist nötig
Seit Beginn der verheerenden Feuer demonstrieren in Australien immer wieder Zehntausende gegen die Passivität der Regierung angesichts des Klima-Notstands im Land, so zum Beispiel am 11. Dezember 2019 in Sydney. Der Internationale Umweltkampftag startete 2019 auf dem fünften Kontinent. In Melbourne stand die von Schülerinnen, Schülern und Studierenden organisierte Fridays-for-Future-Kundgebung (FFF) ganz im Zeichen der dramatischen Situation der Waldbrände und Trockenheit in ganz Australien.
Treffend schreibt die Kommunistische Partei Australiens (Marxisten-Leninisten), jüngstes Mitglied der revolutionären Weltorganisation ICOR: „Unser gegenwärtiges kapitalistisches System ist die Hauptursache für die Umweltkrise; das System gräbt aus, schlägt um, produziert und verschwendet alle Ressourcen, die Profit bringen. … Das kapitalistische System kann und will die drohende Umweltkatastrophe nicht ernsthaft angehen oder lösen. Es muss ersetzt werden. Dringend. Eine bessere Alternative: Sozialismus.“ (Print-Ausgabe des Rote Fahne Magazins 1/2020 auf Seite 23 oder hier auf Rote Fahne News).
Die Wald- und Buschbrände in Australien haben bisher mehr Wald vernichtet als die Brände am Amazonas und Kalifornien zusammen. Regen ist nicht in Sicht und damit auch kein Ende der Brände, die sich mit über 20 Stundenkilometern durchs Land fressen und durch die aufsteigende Hitze den Wind selbst entfachen, der sie dann weiter ausbreitet. Diese regionale Umweltkatastrophe hat auch globale Auswirkungen durch massive Emission von Treibhausgasen und Verlust von CO2-Senken. Weltweit sind die Massen herausgefordert, die Trauer und Wut in Entschlossenheit zu wandeln, zum Kampf gegen das imperialistische Weltsystem, dessen Vertreter wohlfeile Sonntagsreden zum Klimaschutz halten und in der Praxis völlig versagen.