Siemens-Adani-Deal

Siemens-Adani-Deal

Provokation, Heuchelei, Greenwashing – und massiver Protest!

Liest man die drei Seiten lange Erklärung von Siemens-Chef Joe Kaeser (press.siemens.com), warum Siemens am Auftrag für die neue Carmichael-Kohlemine des ADANI-Konzerns in Australien festhält, kommt einem sofort der Titel des Buch-Bestsellers in den Sinn: „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“

Von gbe
Provokation, Heuchelei, Greenwashing – und massiver Protest!
Demonstration in Sydney (foto: Steph Luvisi / Shutterstock.com)

Mutwillige Zerstörung! Das bringt Kaesers Entscheidung treffend auf den Punkt. Auch dem Siemens-Vorstand ist bekannt, was sich auf der Welt abspielt: Immer krassere Extremwetter-Ereignisse, „Jahrhundert“-Fluten und „Jahrhundert“-Dürren in Folge, Wirbelstürme nie gekannter Stärke, Brandkatastrophen nie gesehenen Ausmaßes von Kanada über Kalifornien, Brasilien, Zentralafrika bis in die sibirischen Wälder und jetzt in Australien.

So trägt Siemens zur "Rettung des Planeten" bei

Vollmundig erklärt Kaeser: „Wir bei Siemens haben schon vor langer Zeit begonnen, unseren Teil zur Rettung des Planeten beizutragen.“ Diese "Greenwashing"-Worthülse steht im krassen Gegensatz zur tatsächlichen Rolle des Siemens-Konzerns, der führend in der Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur ist:

  • Fracking: in diese extrem umweltschädliche neue Ausbeutungsmethode von Öl und Erdgas hat sich Siemens 2014 für fast 8 Milliarden $ eingekauft („Dresser-Rand“).
  • Öl- und Gas-Förderung: Siemens ist nach wie vor einer der größten Ausrüster weltweit.
  • Im Gegensatz dazu steigt Siemens zweimal nur kurz in die Solarindustrie ein – und zweimal wird der Solarbereich wieder verkauft, weil er nicht genug Profit bringt (2001 „Arco Solar“ und 2013 „Solel Solar“).
  • Die Windenergie-Erzeugung hat Siemens zwanzig Jahre blockiert, hat sich erst eingekauft, als sie boomte (2004 „Bonus Energy“); aktuell will Siemens ausgerechnet in diesem Bereich der erneuerbaren Energie 6.000 Arbeitsplätze vernichten.

In der kapitalistischen Profitwirtschaft, deren führender Vertreter der Siemenskonzern ist, liegen die gesetzmäßigen Hauptursachen einer drohenden globalen Umweltkatastrophe.

Gegen Adani-Kohle-Projekt gibt es erbitterten Widerstand

Auf einer Fläche, dreimal so groß wie Paris, will der indische Bergbauriese Adani in Australien über und unter Tage 60 Millionen Tonnen jährlich fördern und über zwei Ostküsten-Häfen nach Indien verschiffen. Seit Jahren gibt es erbitterten Widerstand gegen das Projekt, aktuell kamen die massiven Proteste der Jugendumweltbewegung Fridays-for-Future dazu. Angeblich wollte Kaeser den Auftrag, Signalanlagen für die Schienentransporte der Kohle zu liefern, überprüfen. Ergebnis war, dass Siemens den Auftrag im Wert von 18 Mio. Euro durchführen will. Dieser konkrete Betrag ist dabei zweitrangig. Kaeser geht es darum, dass er für seine "Kunden ein verlässlicher Partner" bleiben wolle. Was sich so freundlich anhört, als ob es um den kleinen Handwerksbetrieb von nebenan ginge, ist knallharte Monopolstrategie. "Kunde" Adani ist ein führendes internationales Monopol des aufstrebenden neuimperialistischen Indien. Mit Australien und Indien geht es für Siemens um zwei wichtige Zukunftsmärkte.

Protestaufruf für 5. Februar

Die Fridays-for-Future-Bewegung hat das Festhalten von Siemens an dem Adani-Projekt mit Demonstrationen vor der Konzernzentrale und etlichen Siemens-Standorten beantwortet. Sie schreiben: „Siemens hat eine unmissverständliche Botschaft gesandt: 20 Millionen Euro sind wichtiger als die Zukunft der Menschheit. Deshalb senden wir ihnen jetzt auch eine Botschaft: Am 5. Februar findet in München die Aktionär/-innen-Hauptversammlung des Konzerns statt. Kommt an diesem Tag nach München!“ (fridaysforfuture.de).

 

Völlig zu Recht wird hier einer der Hauptverursacher der weltweiten Klima- und Umweltkrise ins Visier genommen. Es ist dabei von großer Bedeutung, dass sie sich zugleich mit der Siemens-Belegschaft zusammenschließen lernt. Dafür setzen sich auch die Siemens-Betriebsgruppen und die Umweltgruppen der MLPD ein. Siemens hatte die Belegschaften vor den Umweltaktivisten gewarnt und die Kollegen aufgefordert, mit niemand zu sprechen. Siemens fürchtet ganz offensichtlich die Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung und dass die Arbeiterbewegung darin die führende Kraft wird. Die international verbundenen Konzern-Belegschaften, das Industrieproletariat, das ist die stärkste Kraft im Kampf gegen die drohende globale Umweltkatastrophe! Sie repräsentiert auch die gesellschaftliche Perspektive jenseits der kapitalistischen Profitwirtschaft: eine Welt des echten Sozialismus, eine Welt der bewussten und planmäßigen Sorge um die Einheit von Mensch und Natur. Alle umweltbesorgten Siemens-Kolleginnen und -Kollegen, alle kämpferischen Gewerkschaftsmitglieder sind aufgerufen, den Protest am 5.2. zu unterstützen und aktiv in die eigene Hand zu nehmen.

Wir brauchen Arbeitsplätze und Umweltschutz!

Gegenwärtig sind die Umweltverbrechen des Siemens-Konzerns in den Mittelpunkt der Proteste gerückt. Gleichzeitig verschärft Siemens auch die Angriffe auf die Belegschaften. Ihre Ausbeutung soll durch den geplanten Börsengang im Oktober 2020 weiter gesteigert werden. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben Widerspruch zur Abspaltung des Energiebereichs von Siemens. Im Herbst 2019 fanden in Berlin Demonstrationen mit Siemens-Kolleginnen und -Kollegen für den Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz statt. Kollegen der Turbinenfabrik trugen das Plakat "Arbeitsplätze und Klima - das passt prima".