Landgericht Essen

Landgericht Essen

Jetzt klagt „Seda“ an

Gestern fand der fünfte Verhandlungstag im Prozess Seda gegen ihren Attentäter Faruk B. statt. Er startete wieder mit einer Protestkundgebung vor dem Landgericht Essen.

Von Courage e.V. Gelsenkirchen
Jetzt klagt „Seda“ an
(rf-foto)

Im Gerichtssaal versammelten sich 25 ProzessteilnehmerInnen, die gespannt dem Prozess folgten. ... Die Anwälte beantragten ein neues psychologisches Gutachten über den Täter und begründeten, dass das bisherige Gutachten der Sachverständigen sachlich und fachlich gravierende Fehler enthält. ...


Außerdem unterstrichen die Anwälte, Frank Jasenski und Peter Weispfenning, das extrem frauenfeindliche Verhalten des Täters. Verwiesen wurde auf eine „Konvention des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“. ... Auch Stalking wird mittlerweile als Straftat behandelt. Die Anwälte beantragten deshalb ein zweites Gutachten, ebenso die Zeugenbefragung des zuletzt behandelnden Arztes des Täters und die Sichtung des Videos.


Aufgrund der bisherigen Beweisaufnahme wurde von den Anwälten beantragt, den Angeklagten darauf hinzuweisen, dass auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes in Betracht kommt. ... Auch die Zeugenaussage der Gerichtsmedizinerin machte die ungeheure Brutalität deutlich, mit der der Täter "Seda" ca. 25 Messerstiche und -schnitte zugefügt hatte, was sie nur wegen der schnellen und kompetenten ärztlichen Behandlung überlebte. So Carmen Dachner vom Ortsvorstand des Frauenverbands Courage Gelsenkirchen: „Alle Zeugenaussagen vor Gericht belegen, dass der Täter planmäßig, kaltblütig und bewusst sein Opfer über zwei Jahre stalkte, mit Mord bedrohte und das dann in die Tat umsetzte.“


Das Gericht lehnte diesen Antrag mit Hinweis auf die psychische Erkrankung des Angeklagten zunächst ab. Dazu haben die Anwälte der Nebenklägerin „Seda“ aber einen Beweisantrag gestellt. Das Gericht unterbrach den Prozess, um sich über die Beweisanträge der Nebenklage zu beraten. Das werteten die ProzessteilnehmerInnen als wichtigen Teilerfolg.


Der Prozess wird am 12. Februar um 9:15 Uhr fortgesetzt. Alle waren einig, dass der Protest und die Solidarität weitergehen müssen.

 

Hier die vollständige Pressemitteilung des Frauenverbands Courage aus Gelsenkirchen