Streiks an den Unikliniken
Kämpferischer Auftakt für die Tarifauseinandersetzungen 2020
Dieses Jahr stehen Tarifrunden für zehn Millionen Beschäftigte an, allein in der Metall- und Elektroindustrie sind es 3,8 Millionen und im öffentlichen Dienst weitere 2,7 Millionen Beschäftigte.
Auch im Bauhauptgewerbe sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe laufen die Tarifverträge aus.
Straßenbahn- und Busfahrer vorne dran
Der Bezirk Nord der Gewerkschaft ver.di fordert in einer der ersten Tarifrunden dieses Jahres unter anderem eine Erhöhung der Löhne und Gehälter für die 1900 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr um 2,06 Euro pro Stunde, und eine Angleichung der Gehälter in den neuen Bundesländern an die in Westdeutschland.
Nach mehreren Warnstreiks in Mecklenburg-Vorpommern und drei gescheiterten Verhandlungen streikten Bus- und Straßenbahnfahrer am Sonntag in Rostock und im Umland. Am Dienstag und Mittwoch folgte die Region Flensburg. Weitere Aktionen zum nächsten Verhandlungstermin Mitte Februar sind in Vorbereitung.
AMEOS-Beschäftigte kämpfen um Tarifvertrag
Gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft ver.di kämpfen auch die Beschäftigten der AMEOS-Kliniken. In Aschersleben, Bernburg, Stassfurt, Schönebeck und Haldensleben stehen sie seit dem 27. Januar im Streik. Mutig, kraftvoll und entschlossen war ihre gemeinsame Demonstration in Magdeburg.
Sie kämpfen um einen Tarifvertrag. Die letzte Lohnerhöhung gab es vor acht Jahren! Es geht auch um die Rücknahme der Kündigung von 14 Streikenden und bessere Arbeitsbedingungen. Die Solierklärung der Landesleitung Ost der MLPD wurde gerne genommen (mehr dazu).
Ärztinnen und Ärzte gingen am 4. Januar auf die Straße
Am 3. und 4. Januar beteiligten sich mehrere Tausend Ärztinnen und Ärzte an ganztägigen Warnstreiks in den bundesweit 23 Universitätskliniken. Über 3500 von ihnen nahmen allein an der zentralen Demonstration und Kundgebung der Ärzteorganisation Marburger Bund am 4 Januar in Hannover teil. Die Erste Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, zur Stimmung unter den Beschäftigten: „Die Ärztinnen und Ärzte brennen auf ihren Beruf, sie lassen sich aber nicht länger verheizen“.¹
Neben 6 Prozent mehr Gehalt und Neuregelungen der Zusatzurlaube für Nachtarbeit fordert der Marburger Bund für die 20.000 Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken eine generelle Begrenzung der Bereitschaftsdienste und neue Bedingungen für die Verlängerung der täglichen Arbeitszeit durch Bereitschaftsdienste. Nach einer Umfrage bei 6474 Ärzten arbeiten 61 Prozent 49 bis 79 Stunden und leiden unter Müdigkeit und Schlafstörungen.² Unverantwortlich gegenüber den Beschäftigten und gegenüber den Patienten!
Frauenpower als großes Potenzial in den Tarifrunden
Wurde vor 100 Jahren Frauen der Arztberuf noch verwehrt, sind heute 70 Prozent der Medizinstudentinnen und -studenten Frauen. Fast 50 Prozent Ärztinnen gibt es. Den gesamten Pflegebereich decken zu drei Vierteln Frauen ab.
Neben den Gehaltsforderungen wegen unterdurchschnittlicher Gehälter gegenüber Männern spielt die Belastung durch Schichtdienste eine große Rolle für die Zerreißprobe zwischen Berufstätigkeit und Familie. Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich erhält angesichts der verstärkten Abwälzung der Krisenlasten und der Angriffe auf die Belegschaften auch im öffentlichen Sektor wachsende Bedeutung.
Stark durch Organisiertheit
2018 wurden als Ausdruck des fortschrittlichen Stimmungsumschwungs Hunderttausende Erzieherinnen, Krankenhausbeschäftigte, Metaller und weitere Beschäftige in den Tarifauseinandersetzungen aktiv. Daran gilt es 2020 anzuknüpfen. Die Betriebsgruppen der MLPD helfen den Kolleginnen und Kollegen, kämpferische Tarifrunden vorzubereiten und durchzuführen. Dafür müssen die Gewerkschaften mitgliedermäßig gestärkt und zu Kampforganisationen gemacht werden - auch durch selbständige Initiativen.
Zunehmend beteiligen sich außerdem Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter an politischen Kämpfen, wie für Frauenrechte, gegen Faschismus oder am Umweltkampf. Sie sind herzlich zum Bündniskongress des Internationalistischen Bündnisses am 16. Februar in Kassel (siehe Rote Fahne News) eingeladen, der dieses Jahr zusammen mit dem Bundeskonferenz der Montagsdemo-Bewegung durchgeführt wird. Es wird immer bedeutender, dieses Bündnis weiter aufzubauen und dazu in seinen Plattformen wie der Arbeiter-, Frauen-, Jugend- und Umweltplattform mitzuarbeiten.
MLPD muss stärker werden
Die MLPD unterstützt die Forderungen nach höheren Löhnen und tritt für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ein. Ihre Umsetzung wäre auch eine Entlastung, vor allem für Frauen in Schichtbetrieben. Die MLPD leistet in den Tarifrunden verbunden mit der Organisierung von Kämpfen eine intensive bewusstseinsbildende Arbeit darüber, dass Ausbeutung durch Lohnarbeit und im Besonderen die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft wurzeln.
Die Befreiung der Frau von der bürgerlichen Familienordnung muss in Einheit mit der sozialen Befreiung der Arbeiterklasse sowie der Lösung der Umweltfrage revolutionär erkämpft werden. Dazu muss die MLPD gestärkt werden.