Kampf um jeden Arbeitsplatz
4,3 Milliarden Euro Profit - für Daimler viel zu wenig
4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern 2019 sind anscheinend für das Übermonopol Daimler hinten und vorne nicht genug.
Angeblich steckt der Daimler-Konzern in einer "tiefen Krise". Sicher ist sein Profit zurückgegangen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er am Hungertuch nagt.
Im Jahr zuvor betrug der Gewinn von Daimler noch 11,1 Milliarde. Bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz betonte Daimler-Chef Ola Källenius: „Die finanziellen Ergebnisse für 2019 sind nicht die Ergebnisse, die wir für die Zukunft sehen wollen.“ Klare Ansage: „Das reicht nicht!“ Und klare Konsequenz: Mindestens 10.000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden, das Handelsblatt berichtete sogar von 15.000 Arbeitsplätzen. Außerdem soll auch die „Ergebnisbeteiligung“, also die Prämien, dramatisch gestrichen werden - von bis zu 4965 Euro im Vorjahr auf 1097 Euro.
"Zukunftssicherung"?
Die meisten Daimler-Beschäftigten sind verärgert bis empört. „Das soll 'sozialverträgliche Zukunftssicherung' sein“, meinte ein Kollege sarkastisch. Ein großer Teil des 2 Milliarden Euro teuren Konzernumbaus geht in ein Programm für Aufhebungsverträge und frühzeitige Altersteilzeit. Das macht Daimler jedoch nur, damit möglichst viele Beschäftigte anfangen zu rechnen, ob sie damit „aus dem Laden rauskommen“, statt sich zusammenzuschließen und gegen die Arbeitsplatzvernichtung zu kämpfen - auch im Interesse und gemeinsam mit der Jugend.
So werden jetzt schon fast alle Auslerner im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim nur noch in der Montage eingesetzt und es gibt Pläne der Werksleitung, 16 Prozent der Ausbildungsplätze zu vernichten.
Nicht nur Daimler in der Krise
Die angeblich „hausgemachten“ Probleme des Konzerns sind in Wirklichkeit Folgen eines Krisengemischs, das nicht nur Daimler, sondern die gesamte Autoindustrie erfasst hat. Aufgrund der begonnenen Weltwirtschafts- und Finanzkrise bricht der Automobilmarkt ein, die Konkurrenz verschärft sich erheblich. Seit 2017 schrumpfte die Auto-Produktion in Deutschland um fast eine Million Fahrzeuge, das sind fast 17 Prozent. Auch drängen chinesische Konzerne auf den Markt, Tesla will hier eine Produktion starten usw. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) orakelte am 18. Dezember 2019: „Nur wenige Autohersteller werden den Wettbewerb überleben und etablierte Marken verschwinden.“
Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise durchdringt sich mit gleich drei länger anhaltenden Strukturkrisen - aufgrund der Neuorganisation der internationalen Produktion, der Digitalisierung und der Umstellung auf Elektroantriebe. Vor diesem Hintergrund rationalisieren die Konzerne ihre Strukturen durch, verschärfen den Konkurrenzkampf und wälzen die Krisenlasten auf die Belegschaften sowie die ganze Gesellschaft ab.
Auf harte Kämpfe einstellen
Nicht nur die Daimler-Belegschaft muss sich auf harte Kämpfe einstellen – die Betriebsgruppen der MLPD stehen bereit mit Rat und Tat. Die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich muss den Kampf um jeden Arbeitsplatz begleiten. Damit können Arbeitsplätze erhalten werden und Daimler würde es mit seinen Milliardengewinnen aus der Ausbeutung seiner Arbeiter nicht schwer fallen, den Lohnausgleich zu bezahlen. Wie sehr Källenius in der Defensive steckt, zeigt sich daran, dass er aufgrund des breiten Widerstandes in der Untertürkheimer Belegschaft seine Erpressung und Angriffe auf Tarifverträge zurücknahm (siehe Rote Fahne News).
Angriffe wie jetzt auf die Daimler-Arbeitsplätze können nur betriebs-, konzern- und länderübergreifend beantwortet werden. Um sich darüber zu beraten, packen derzeit sehr viele Automobilarbeiter und andere Kolleginnen und Kollegen ihre Koffer und fliegen nach Südafrika zur Internationalen Automobilarbeiterkonferenz (mehr dazu hier) vom 19. bis 23. Februar. Sie wird auf den bereits erreichten Erfolgen aufbauen und die Internationale Koordinierung höherentwickeln - unter anderem mit der Verabschiedung eines internationalen Kampfprogramms der Automobilarbeiter.
Volker Kraft, der 47 Jahre bei Daimler arbeitete und dort Betriebsrat und Schwerbehindertenvertreter war, freut sich auf die Reise: „Ich bin überzeugt, dass dort die internationale Einheit der Autoarbeiter und ihrer Familien enger geknüpft werden kann. Ich fliege zur IAC, weil ich selbst seit vielen Jahren an der Arbeitereinheit über alle Kontinente hinweg arbeite und das dringend notwendig ist, um die Menschheit und die Erde von Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien. Ich freue mich sehr auf viele Kollegen aus über 20 Ländern, die ich dort treffen werde ..."
Das komplette Statement von Volker Kraft gibt es morgen hier auf Rote Fahne News zu lesen
Hier kann man für die Internationale Automobilarbeiterkonfrenz spenden