Automobilarbeiterkonferenz

Automobilarbeiterkonferenz

Südafrika: Heiße Diskussionen und begeisternde Demo durch Vereeniging

Nach dem Start der 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz am 19. Februar in Vereeniging (Südafrika) ging es gleich mit intensiven Beratungen los. Die Konferenz und das noch zu beschließende Kampfprogramm kommen zur rechten Zeit.

Von Korrespondenz aus Südafrika
Südafrika: Heiße Diskussionen und begeisternde Demo durch Vereeniging
Start der Demonstration durch Vereeniging (rf-foto)

So stehen in der Autoindustrie massive Veränderungen an. Die Wirtschaftskrise durchdringt sich mit drei Strukturkrisen, was schon jetzt zu einer enormen Verschärfung des Konkurrenzkampfs führt. Die internationalen Automonopole versuchen weltweit, die Folgen der Krisen auf die Belegschaften abzuwälzen, diese zu spalten und gegeneinander auszuspielen, um ihren Maximalprofit zu sichern. Die tiefgehende Klärung der sich dabei entfaltenden Auseinandersetzungen in der kämpferischen Arbeiterbewegung und der breite länderübergreifende Zusammenschluss sind die richtige Antwort darauf.

Delegiertenversammlung berät Kampfprogramm

Der gestrige zweite Tag der Konferenz in Vereeniging begann mit der Delegiertenversammlung. 42 Delegierte und sieben Externe1 aus fünf Ländern diskutierten den Entwurf des internationalen Kampfprogramms. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, von der gegenseitigen Beratung zur Koordinierung der Automobilarbeiterkämpfe überzugehen. Der von der Koordinierungsgruppe (ICOG) durch Anträge im Vorfeld verbesserte Entwurf wurde von den Delegierten als sehr gute Grundlage gewürdigt. 

 

So äußerten einige der Teilnehmer: „Die beste Arbeit der letzten vier Jahre.“ Sie saßen an Tischen, die zu einem großen Rechteck zusammengeschoben worden waren, sodass alle auf gleicher Augenhöhe diskutierten. Die Delegierten waren gut vorbereitet und brachten eine Reihe von Anträgen vor, um das Programm zu verbessern. Ihre Diskussion wurde von vielen anderen interessiert verfolgt.

Wichtige Vorschläge und strittige Themen

So schlug ein Delegierter vor, dass die Frage der migrantischen Beschäftigten und der Spaltung zwischen ihnen und anderen Arbeitern mit aufgenommen wird. Heiße Diskussionen gab es um das Verhältnis zu den Gewerkschaften. Ein Delegierter rief zum Kampf gegen die heutigen Gewerkschaften auf. Aus Deutschland, Südafrika und anderen Ländern wurde hingegen betont, dass es gerade darum gehen muss, die Gewerkschaften zu Kampforganisationen zu machen und die Gewerkschaftseinheit gegen vielfach noch vorhandene Trennung in Richtungsgewerkschaften höherzuentwickeln.

 

Eine Delegation wollte die Formulierung im Kampfprogramm ablehnen, dass die Automobilarbeiter gegen jede antikommunistische Stimmungsmache vorgehen müssen. Argumente gegen den Antrag waren unter anderem: Die Herrschenden setzen den Antikommunismus ein, um jede „Strategiedebatte über Alternativen“ zum Kapitalismus zu bekämpfen, aber auch, um die Arbeiterklasse zu spalten. Betont wurde: „Man muss kein Kommunist sein. Aber es ist ein gemeinsames Anliegen von Sozialdemokraten, Christen, Kommunisten und anderen Strömungen in der Arbeiterbewegung, gegen den Antikommunismus zu streiten.“ Das Kampfprogramm soll am Sonntag verabschiedet werden.

Demonstration durch Vereeniging

Heute fand eine Demonstration der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz durch die Straßen von Vereeniging statt. Dazu ein Korrespondent: „Die Stimmung ist hervorragend. Wir stehen mit der Demo gerade auf einem Markt. Einige Standbesitzer tanzen direkt mit oder gehen spontan bei der Demo mit. Per Lautsprecher sagen wir immer wieder durch, dass wir von der 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz sind, damit die Leute in Vereeniging wissen, warum wir hier demonstrieren.“

 

Eine weitere Korrespondentin berichtet: "Ein Jugendlicher hat uns zum Abschluss gesagt, dass sei die schönste Demo gewesen, die er je erlebt hat. Für uns war die Demonstrationskultur einmalig. Wir hatten an der Halle gewartet, als tanzende Arbeiter von der streikenden Metallfabrik SCAW auf uns zukamen. Sie wollten ebenfalls zur Demo. Wir sind mitgegangen und ich muss sagen: Die Stimmung war unbeschreiblich. Wir haben getanzt und Parolen gesungen. Da war Rhythmus drin! Eine total tolle Stimmung.

Bürgermeisterin wünschte viel Erfolg

Es ging dann die ganze Zeit mit Sprechgesängen weiter. Alle haben gemeinsam gerufen. Insgesamt haben etwas 300 Leute an der Demo teilgenommen. Dabei war - wie gesagt - die große Delegation von SCAW-Arbeitern. Am Anfang hat die Internationale Koordinierungsgruppe der Automobilarbeiterkoordination Grußworte gesprochen. Als erstes hat dann ein Arbeiter von SCAW Metals geredet. Er sagte, dass er sehr froh darüber ist, dass die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz hier stattfindet. Er berichtete vom Kampf der Belegschaft gegen die Entlassungen. In diesem Betrieb sind alle entlassen worden. Die Demonstration hat ihre Solidarität mit diesem Kampf erklärt.

 

Danach sprach die Bürgermeisterin von Vereeniging. Sie hielt ein sehr ausführliches Grußwort und sagte, es sei eine große Ehre für die Stadt, dass die Konferenz dort stattfindet. Das sei ein historisches Ereignis. Sie lobte den starken Zusammenhalt der Automobilarbeiter und wünschte der Konferenz sowie der Automobilarbeiterbewegung viel Erfolg. Die Bürgermeisterin stellte aber auch Zusammenhänge zur Befreiung Südafrikas von der Apartheid zur Demokratisierung und vor allem auch zum Kampf um die Befreiung der Frau her. Sie sagt, es sei sehr wichtig, dass Frauen Aktivistinnen sind: 'Die Frau gehört nicht mehr hinter den Herd sondern in die erste Reihe.'

Eine tolle Demonstrationskultur

Dass war der Auftakt, dann ging die Demonstration durch die Straßen von Vereeniging. Auch hier wurden Parolen und Sprechgesänge gesungen und es wurde eifrig getanzt. Es gibt hier eine ganz andere Demonstrationskultur als in Deutschland - aber eine tolle! Vorne war das Fronttransparent der Automobilarbeiterkoordination, dann kamen Fahnen der diversen Gewerkschaften, Parteien und Organisationen. Es gab auch mehrere Zwischenkundgebungen, in deren Rahmen die Automobilarbeiter der Welt ihre Grüße an die Automobilarbeiter von Südafrika überbracht haben.

 

Es sind ja Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Ländern hier und ein Großteil von ihnen hat auf der Demo gesprochen - unter anderem Vertreter aus Brasilien, Spanien, Deutschland, Indien, den Niederlanden und dem Iran. Außerdem wurden die Grüße der Bergarbeiterkoordination aus Marokko überbracht. Es gab Reden von Vertretern der Kommunistischen Partei Südafrikas (Marxisten-Leninisten) (CPSA (ML)), der MLPD und des Jugendverbands REBELL aus Deutschland.

Passanten sangen mit und reihten sich ein

Von allen Redner wurde die Wichtigkeit der weltweiten Einheit der Arbeiterklasse betont, genauso wie die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfn gegen den Kapitalismus. Ein Redner sagte: 'Ihr seid wie wir, und wir müssen einen gemeinsamen Kampf führen. Eine Gruppe Jugendlicher der Jugendorganisation der CPSA (ML) hat richtig gut Stimmung gemacht. Auch diese Jugendlichen haben zum Abschluss noch eine Rede gehalten und gesungen. Sie berichteten, dass es sehr ungewöhnlich ist, dass Schwarze und Weiße in Südafrika gemeinsam demonstrieren. Umso begeisternder fanden sie das dann auch.

 

Entsprechend kamen viele positive Signale von den umstehenden Passanten. Sie sangen mit, reckten die Faust in die Höhe, riefen Parolen mit und viele reihten sich auch in die Demonstration ein. Die Demonstration kam sehr gut an. Zum Schluss sangen wir ein bekanntes südafrikanisches Freiheitslied und die "Internationale". Es war ein einmaliges Gefühl der Arbeitereinheit und es gab eine Verbrüderung im Kampf auf den Straßen von Vereeniging. Alles sehr beeindruckend. "

 

Die 2. Internationale Automobilarbeiterkonferenz hat einen beeindruckenden Start hingelegt und es werden sicher noch spannende Tage mit viel Erfahrungsaustausch und lebendigen Berichten. Rote Fahne News wünscht der Konferenz weiterhin ein gutes Gelingen.

 

Über 200 Teilnehmer aus 19 Ländern eröffnen 2. IAC

 

Mehr Infos gibt es auch auf der Webseite der Automobilarbeiterkonferenz