Erkämpfte Konferenz in Südafrika

Erkämpfte Konferenz in Südafrika

„Die internationale Koordinierung der Automobilarbeiter hat eine große Zukunft“

Über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Ländern trafen sich vom 19. bis 23. Febraur zur 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz (IAC) in Vereeniging (Südafrika).

Von einem Korrespondenten aus Südafrika
„Die internationale Koordinierung der Automobilarbeiter hat eine große Zukunft“
Transparent am Eingang der Versammlungshalle (rf-foto)

Bei einer feierlichen Zeremonie am Eröffnungstag wurden die internationalen Delegationen begrüßt. Sie kamen aus Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Kolumbien, Marokko, Niederlande, Philippinen, Russland, Spanien, Südafrika, Tunesien, Türkei, Ukraine und USA (mehr dazu).

 

In den Länderberichten wurde anschaulich, vor welch großen Herausforderungen die Automobilarbeiter auf der Welt stehen, und dass die Bereitschaft wächst, den Kampf darum aufzunehmen.

Beeindruckende Demonstration

Am zweiten Tag begann die Delegiertenversammlung. Die gewählten Delegierten waren sich darin einig, dass die Autobelegschaften mehr denn je herausgefordert sind, im Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten durch die Monopole, gegen die verschärfte Ausbeutung von Mensch und Natur sowie gegen faschistische Tendenzen und imperialistische Kriege mit in der ersten Reihe zu stehen.

Bei der Eröffnungsfeier (Foto: IAC)
Bei der Eröffnungsfeier (Foto: IAC)

In Kürze:

  • Über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Ländern nahmen an der 2. IAC teil
  • Sie tauschten Erfahrungen aus, vertieften ihre Kontakte und rangen um zukunftsweisende Beschlüsse
  • Verabschiedet wurden 16 Resolutionen und ein internationales Kampfprogramm

Der 21. Februar war den Konzernforen zu Daimler/Renault, VW, GM/PSA, Ford, BMW, Bosch und Zulieferer gewidmet. Nachmittags gab es eine beeindruckende Demonstration durch Vereeniging, die ganz im Zeichen der Verbrüderung mit der Bevölkerung stand (mehr dazu).

16 Resolutionen beschlossen

16 Resolutionen wurden von den Delegierten beschlossen: zur Unterstützung der Kämpfe um Arbeitsplätze, zur Rettung der Umwelt oder zur antifaschistischen Protestbewegung nach den Morden in Hanau. Außerdem soll in den Trägergruppen vor Ort die Beteiligung der IAC an dem von ICOR1 und ILPS2 initiierten Aufbau einer internationalen antifaschistischen und antiimperialistischen Einheitsfront weiter bekannt gemacht und diskutiert werden.

 

Das war eine Konsequenz aus der Tatsache, dass der Antrag für die Aufnahme des Aufbaus dieser Einheitsfront in das beschlossene internationale Kampfprogramm nicht die in Grundsatzfragen notwendige 80-prozentige Mehrheit bekam.

Wichtige Auseinandersetzung um Antikommunismus

Vor allem Vertreter der anarcho-syndikalistischen Richtung in der spanischen Delegation lehnten die im Entwurf für das Kampfprogramm enthaltene Formulierung ab, dass die Strategiedebatte um eine gesellschaftliche Alternative „gegen jede antikommunistische Stimmungsmache“ durchgesetzt werden müsse. Sie richte sich angeblich nur gegen die Unterdrückung von Kommunisten. Die Erfahrungsberichte machten aber deutlich, dass alle Kräfte von Repression betroffen sind, die den Kapitalismus infragestellen.

 

Vertreter der MLPD stellten in der Diskussion klar, dass man kein Kommunist sein muss, um die zentrale Bedeutung des Kampfs gegen den Antikommunismus zu erkennen. Gegen ihn zu kämpfen, ist ein gemeinsames Anliegen der verschiedenen fortschrittlichen Strömungen in der Arbeiterbewegung. Denn er zielt darauf ab, die Arbeiterbewegung zu spalten und ist die zentrale Rechtfertigung des krisengeschüttelten kapitalistischen Systems. Auch die Stärkung der sozialistischen Alternative ist im Interesse aller Arbeiter. Sie bestärkt ihr Selbstbewusstsein und beflügelt den Kampf.

Kampfprogramm erfolgreich verabschiedet

Doch diesen Delegierten ging es nicht um eine solidarisch-streitbare Auseinandersetzung. Sie enthielten sich der Abstimmung über das Kampfprogramm, griffen mehrfach die Diskussionsleitung an, begannen zu schreien und drohten mit dem Rückzug aus der IAC. „Wir würden es begrüßen, wenn ihr bleiben würdet“, meinte ein Mitglied aus der deutschen Delegation. „Aber dazu müsst ihr selbstkritisch zu den Vorgängen Stellung nehmen und bereit sein, auf der Grundlage unseres Programms und unserer Prinzipien zu arbeiten.“

 

Eine Aktivistin, die den Tagesordnungspunkt zu den Anträgen geleitet hatte, betonte, dass diese Kulmination die Konferenz nicht geschwächt hat: "Eine erkämpfte Einheit ist mehr wert für die Zukunft als eine breite Einheit auf opportunistischer Grundlage.“

Teilnehmer begeistert

Die Konferenz war eng verbunden mit aktuellen Kämpfen der Automobilarbeiter - wie mit dem der SCAW-Metals-Arbeiter in Südafrika, die seit über sechs Wochen gegen eine 13-prozentige Lohnkürzung und die Entlassung aller NUMSA3-Mitglieder streiken. Ihr Streikführer sieht in der IAC den Geist von Karl Marx' Losung „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ verwirklicht.

 

Den Erfolg der Konferenz bestätigen auch Teilnehmer aus Deutschland. „Wir brauchen die Gesamtheit der Erfahrungen der Arbeiter, um die richtigen Schlussfolgerungen für unsere Kämpfe ziehen zu können“, so die IAC-Konzernsprecherin für die Daimler-Belegschaften. „Ich bin positiv überrascht, weil die Frauenfrage auf dem IAC eine wichtige Rolle spielte“, meint eine Aktivistin der kämpferischen Frauenbewegung aus Stuttgart.

 

„Wir mussten viele Hürden überwinden. Ich bin total begeistert, was man gemeinsam schaffen kann“, so fasst eine Brigadistin des Jugendverbands REBELL, die vor Ort bei der Vorbereitung half, ihre Eindrücke zusammen.