Sozialismus
Poet, Priester, Revolutionär – Ernesto Cardenal mit 95 Jahren gestorben
Ernesto Cardenal stammte aus einer großbürgerlichen Familie in Nicaragua und kam über das christliche Neue Testament zum Marxismus.
Cardenals Ziel war eine christlich-urkommunistische Gesellschaft. Für sie stritt er lebenslang und konsequent. 1980 bekam er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er gründete mit armen Bauern auf der Insel Solentiname eine christliche Kommune als Vorbote einer neuen Lebensform. Er entwickelte dort die so genannte „Theologie der Befreiung“. Sie strebte das Ende von Ausbeutung und Unterdrückung schon in dieser Welt an. Auch mit der Waffe in der Hand: 1977 besetzte er mit seinen Bauern eine Kaserne der Guardia Nacional.
Dies war der Amtskirche so verdächtig, dass der erzreaktionären Papst Wojtila ihn maßregelte und ihm schließlich das Priesteramt aberkannte. Das wurde 2019 durch Papst Franziskus rückgängig gemacht. Nach dem Sieg der sandinistischen Revolution gegen den Diktator Somoza 1979 wurde er Kulturminister und setzte sich hier vor allem für die Alphabetisierung und Grundbildung der breiten Massen ein. Als offenkundig wurde, dass die sandinistische Regierung unter Daniel Ortega selbst zu einer korrupten Familiendiktatur wurde, wandte er sich von Ortega ab und kritisierte diese Entwicklung seit 1994 grundsätzlich.
Weltbekannt wurde er auch durch seine Lyrik, u.a. ein sensibles „Gebet für Marylin Monroe“. Seine Gedichte sind geprägt von seinem Engagement und seiner Zukunftshoffnung; „Das Volk, das noch geboren wird, unser Volk, wird ein großes Fest feiern“.¹ Er hat verschiedenen Berichten nach auch den schönen Satz geprägt „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“. Dieser Satz wird von anderen auch Che Guevara oder Gioconda Belli zugeschrieben. Im Herzen trug ihn Cardenal in in jedem Fall.
Eine spannende Auseinandersetzung über den richtigen Weg im antiimperialistischen Befreiungskampf liefert der REVOLUTIONÄRE WEG 25, "Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf". Mehr dazu auf der Homepage des REVOLUTIONÄREN WEG.