Hannover

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SITECH-Beschäftigte verteidigen ihre Arbeitsplätze und ihre Würde

70 bis 80 Kolleginnen und Kollegen von SITECH versammelten sich gestern Nachmittag vor dem Haupttor von VW-Nutzfahrzeuge, um gegen die Verlagerung ihrer Arbeitsplätze und ihre damit verbundene vorzeitige „Freistellung“ - besser gesagt Entlassung - zu protestieren.

Korrespondenten
SITECH-Beschäftigte verteidigen ihre Arbeitsplätze und ihre Würde
Die kämpferischen Kolleginnen und Kollegen vor dem Tor (rf-foto)

Am vergangenen Freitag, dem 13. März, waren sie handstreichartig nach Hause geschickt worden - ohne jede Verabschiedung, irgendein Wort des Dankes oder dergleichen. Stattdessen wurde ihnen eine Plastikmülltüte für ihre persönlichen Gegenstände in die Hand gedrückt, und dann – nachdem sie ihre Spinde geräumt hatten - wurden sie des Werksgeländes verwiesen. Die bürgerlichen Medien boykottierten die Berichterstattung über diese unwürdigen Vorgänge komplett.

Spontane Kundgebung vor dem Tor

Offenbar hatten die Vorstände von VW-Nutzfahrzeuge und SITECH gedacht, die Leute damit so zu demoralisieren, dass es keinen Widerstand mehr geben würde. Das erwies sich als Rohrkrepierer. Zu einem Beratungstreffen über das weitere Vorgehen erschienen zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, so dass aufgrund des Coronavirus die Beratung kurzerhand ins Freie verlegt wurde.

 

So wurde das Ganze zu einer spontanen Kundgebung vor dem Tor gemacht, kurzerhand ein Lautsprecher organisiert und ein offenes Mikrofon durchgeführt. Frauen vom Frauenverband Courage und die MLPD Hannover hatten tatkräftig dazu beigetragen.

Wir haben nichts zu verlieren, wir können nur etwas gewinnen

Kollegen von SITECH

„Wir haben nichts zu verlieren, wir können nur etwas gewinnen“; „wir hätten auf alles verzichtet (Weihnachtsgeld, Zulagen, Bonus, Lohnerhöhung), um die Aufträge zu retten, aber denen war auch das nicht genug“; „wir sind keine Kriminellen, die Sitze zerstören oder Vorgesetzte verprügeln, wie es verbreitet wurde, um uns zu diffamieren. Wir sind Arbeiter, wir bauen seit 15 Jahren Sitze für die VW-Busse, jetzt kämpfen wir um unsere Arbeitsplätze für unsere Familien und Kinder“; „wo sind der Betriebsrat und die Gewerkschaft?“ und „Ihr seid die einzigen, die zu uns stehen“ - so und ähnlich war es in zahlreichen Redebeiträgen zu hören.

 

So groß die Entschlossenheit ist, alles für die Verteidigung der Arbeitsplätze zu tun, so gibt es naturgemäß auch noch viele Fragen zu klären. Vor allem geht es darum, die fest bei VW beschäftigten Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen, diesen Kampf als ihren eigenen zu begreifen. Und es ist eine Kernfrage, in der IG Metall dafür einzutreten, sie zu einer Kampforganisation zu machen, denn nicht wenige wollen aus Enttäuschung lieber austreten.Die Kolleginnen und Kollegen haben verabredet, mit noch viel mehr Leuten, mit ihren Frauen und Kindern, wieder vor dem Tor zu erscheinen.

 

Heute Morgen, am 18. März um 9.30 Uhr gab es bei VW Nutzfahrzeuge eine Pausenversammlung von zirka 65 Personen mit der Forderung, die Produktion wegen der Corona-Pandemie sofort und nicht erst morgen nach der Spätschicht zu schließen. Rote Fahne News wird weiter berichten.