Krankenhäuser
Beatmungsmasken im Giftschrank
Im Akutkrankenhaus und in Psychiatrien ist es auf den Stationen seit Wochen eine besondere Situation, alle müssen sich umstellen. Viele Stationen sind in ihrer bisherigen Fachrichtung geändert oder geschlossen.
Viele Kollegen wechseln in neue Teams und treffen alt bekannte Kolleginnen und Kollegen wieder. Wir wachsen neu zusammen und diskutieren über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Alle kritisieren diese. Finden lächerlich, dass die Geschäftsführung auf fürsorglich macht. Heute wurden Tees im Namen der Geschäftsleitung verteilt, die aber die Firma „Teekanne“ dem Krankenhaus geschenkt hat.
Kurz darauf kommt die E-Mail von der Personalabteilung, dass wir aus „Solidarität“ bitte in den nächsten acht Wochen auf den Urlaub „freiwillig“ verzichten möchten. Im Umkehrschluss: wer nicht verzichtet, ist unsolidarisch? Kollegen, die sich bereit erklärt hatten, auf Intensiv zu arbeiten, werden gerufen, am Wochenende zu arbeiten. Nicht etwa, weil die „Welle“ der Covid-19-Patienten nun da ist, sondern weil es generell zu wenige sind und die Betten sonst geschlossen werden müssen.
Da drehte der Kollege berechtigt auf dem Absatz wieder um. Wirklich wichtige Dinge werden nicht geklärt. Auch, wenn es auf der Station bisher keine Patienten mit Covid-19 Infektionen gibt, müssen die Schutzmaßnahmen konsequent durchgekämpft werden. Auf der Station werden die Atemmasken im Giftschrank verschlossen aufbewahrt, wo die Betäubungsmittel lagern. Angeblich, weil sie geklaut werden. In Wirklichkeit, weil es zu wenige gibt. Eine Kollegin schimpfte, dass das Geklatsche auf Balkonen nichts bringt. Wir brauchen Schutzmasken, mehr Personal, Geld und Entlastung z.B. durch kürzere Arbeitszeit. Das stimmt, aber es ist doch gut, wenn sich unser Kampf mit der Solidarität der Bevölkerung zusammentut. Das stimmt auch, sagt die Kollegin dann.
Ein erstes Zeichen setzen wir mit der Fotoaktion von verdi.
Eine gute Idee auch für das abendliche Solidaritätsklatschen. Gerne auch senden an: gesundheit-soziales@verdi.de
Siehe auch Rote Fahne News-Artikel vom 29. März 2020: "Wir 'warten' nicht auf die Welle!