Saarbrücken
ZF: "Hier drängt sich alles dicht an dicht"
18. März: Schichtwechsel am Tor. Deutlich mehr Kollegen als sonst nahmen das Flugblatt‚ „Sofortprogramm der MLPD zur Corona-Pandemie“ - obwohl sie es sich selbst vom Tischchen wegnehmen mussten - aus Gründen des Gesundheitsschutzes.
Bis auf ein, zwei Ausnahmen waren alle besorgt und sauer, weil bei ZF immer noch gearbeitet wird. „Seit die französischen Putzleute nicht mehr arbeiten dürfen, werden die Toiletten nur ein Mal pro Schicht im Schnelldurchgang gereinigt – je eine für rund 40 Mann.“
„Es ist absurd, dass die Uni zumacht - was völlig berechtigt ist - und nun jede Menge Studenten eingestellt wurden, um die etwa 1.000 französischen Kolleginnen und Kollegen zu ersetzen, die nicht mehr über die Grenze kommen“. „Wir hier, alle zusammen auf der Schicht, und meine Frau arbeitet im Kaufland an der Kasse – da drängt sich auch alles dicht an dicht. Wir wollen aber, dass wir geschützt sind. Für uns gelten anscheinend die verkündeten Schutzmaßnahmen nicht?!“ „Ich finde, wir müssen jetzt freigestellt werden. Ich habe vier Kinder, mache mir Sorgen.“ „Im Umkleideraum Spind an Spind – das ist doch unmöglich!“
Viele sagten, als wir sie auf ein "Sofortprogramm vom Arbeiterstandpunkt" ansprachen: „Sagt das mal denen da oben, die sollen das mal anhören.“ Wir stimmten zu, versuchten aber auch zu klären, dass die Belegschaften gemeinsam, massenhaft und im Kampf dafür einstehen müssen, dass da sofort was passiert. Weil der Profitwirtschaft anders nicht beizukommen ist.
„Abwarten ist kein guter Ratgeber, das stimmt noch mehr in diesen Zeiten“, sagte einer. Dass BMW die Werke schließen will und keine Getriebe mehr dorthin geliefert werden, ist für etliche wie ein Strohhalm der Aussicht auf die Einstellung der Produktion. „Aber dass alle zumachen und wir immer noch reingehen – ein Unding.“
(Anmerkung der Redaktion: Am 20. März hat ZF die Produktion in Saarbrücken gestoppt)
Hier gibt es das Sofortprogramm der MLPD zur Corona-Pandemie