Pflegeheim-Notstand
Stadt Wolfsburg erzeugt Panikstimmung
In Wolfsburg fuhren letzte Woche von Montag bis Mittwoch (23. bis 25. März) Polizeiwagen mit Lautsprechern, heulenden Sirenen und einer Ansage des SPD-Bürgermeisters zu Corona durch die Stadtteile.
Die Bürger wurden aufgefordert, sich an die Regeln zu halten und Verstöße zu melden. Nach vielen verunsicherten Nachfragen und auch Kritiken wurde das wieder eingestellt.
Im Lauf der Woche kamen dann die bestürzenden Nachrichten zu den vielen Toten im Hanns-Lilje-Pflegeheim und Dutzenden Infektionen beim Personal des Wolfsburger Klinikums. Das erzeugt bei vielen Angst und das Gefühl, die ganze Stadt sei ein besonders gefährlicher Corona-Hotspot.
Notstandsmaßnahmen sollen akzeptabel gemacht werden
Obwohl auch hier die Regeln von den meisten eingehalten werden, erließ die Stadt an einem einzigen Tag (Samstag, 28. März) 100 Anzeigen und erteilte 114 Platzverweise wegen Verstößen gegen das Kontaktverbot und die Abstandsregelungen. Teilweise riefen sogar verunsicherte Leute die Polizei, wenn Leute zu dicht beisammenstanden!
Eine Bekannte spontan: „Hoffentlich kommt bald eine Ausgangssperre!“ Sie konnte überzeugt werden, dass eine Ausgangssperre an den Zuständen im Gesundheitswesen und in der Pflege nichts ändert.
"Betten behandeln keine Menschen"
Prof. Martina Hasseler, Expertin für klinische Pflege an der Ostfalia-Hochschule, spricht in der Braunschweiger Zeitung vom 31. März zu Recht von einem „heruntergewirtschafteten“ Gesundheits- und Pflegesystem: Besonders verheerend sei die politische Entscheidung gewesen, den Personalschlüssel von Pflegefachpersonen und Patienten auf Intensivstationen auf 1 : 3,5 zu ändern. „Wir haben zwar mehr Intensivbetten als Italien. Das ist richtig. Aber Betten behandeln keine Menschen.“