SI Cobas

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Streikwelle in Italien setzte wichtige Schutzmaßnahmen durch

Am 25. März hatten die italienischen Gewerkschaften Fiom, Fim und Uilm in der italienischen Provinz Lombardei, der am stärksten von COVID-19 betroffenen Region in Norditalien, zu einem achtstündigen Streik aufgerufen.

Von gp / Korrespondenz aus Böblingen / SI Cobas
Streikwelle in Italien setzte wichtige Schutzmaßnahmen durch
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von SI Cobas bei einer Demonstration im letzten Jahr (foto: SI Cobas)

Sie protestierten damit gegen die Ausweitung der Ausnahmegenehmigung für Betriebe, die trotz Produktionsstopp weiter produzieren dürfen. So berichten Gewerkschafter, dass zum Beispiel eine Fabrik weiter Motoren für Haartrockner und Staubsauger herstellen durfte.

 

In einer gemeinsamen Erklärung der Gewerkschaften Fim, Uilm und Fiom heißt es: „Wenn die Produktionstätigkeit für etwa zehn Tage eingestellt wird, verringert sich die Möglichkeit des Kontakts zwischen Menschen und damit die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Dies kommt sowohl der Gesundheit der Menschen als auch unserem Gesundheitssystem zugute, das vor dem Risiko eines Zusammenbruchs geschützt werden muss.“

60 bis 90 Prozent Streikbeteiligung

Bereits zuvor kam es auch in anderen Teilen Italiens immer wieder zu Streiks. Darüber berichtet ein Vertreter der Gewerkschaft SI Cobas gegenüber Rote Fahne News: „Die meisten Streiks fanden in den metallverarbeitenden Betrieben in der Lombardei und in Mittelitalien statt, in etwa 15 bis 20 Betrieben. Die Forderungen reichten von persönlichen Schutzausrüstungen bis hin zur Einstellung der Arbeit für ein oder zwei Wochen. Die Metallarbeiter-Gewerkschaften FIOM, FIM und UIL sagen, dass sich 60 bis 90 Prozent der Beschäftigten dem Streik angeschlossen haben.



Da die Zahl der Todesfälle von Tag zu Tag zunahm, forderten CGIL, CISL und UIL die Schließung nicht wesentlicher Produktionen. Am 22. März ordnete die Regierung die Schließung der meisten Industriesektoren an - nicht aber die der Transportunternehmen. Die drei Gewerkschaften forderten eine weitere Begrenzung und drohten mit einem Streik. Allerdings willigten sie dann doch in eine Vereinbarung ein, die den Betrieben mehr Flexibilität einräumte, und sagten den Streik ab.

Erfolgreiche Kampagne von SI Cobas

Anders die kämpferische Gewerkschaft SI Cobas, die bereits am 10. März eine Kampagne gestartet hatte, damit sich die Arbeiter aller nicht lebensnotwendigen Industriebereiche zwei Wochen lang bis zur Aufhebung der Einschränkungen 'der Arbeit enthalten'. Dieser Kampf war in einigen Dutzend Lagerhäusern erfolgreich. In vielen hat SI Cobas Vereinbarungen getroffen, die die Verarbeitung lebensnotwendiger Güter (Lebensmittel und Medikamente), Sicherheitsmaßnahmen und eine hundertprozentige Lohngarantie für die zu Hause bleibenden Arbeiterinnen und Arbeiter garantieren.

 

In einigen Betrieben gewannen die Unternehmer, indem sie die Arbeiterinnen und Arbeiter bedrohten, damit sie wieder an die Arbeit gehen. Der Kampf geht weiter.“

 

Zu den Gründen, warum Italien das mit am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffene Land ist, erklärt der SI Cobas-Vertreter: „Die hohe Zahl von Todesopfern ist auf das schlechte Krisenmanagement der Regierung, des Gesundheitswesens und des Katastrophenschutzes zurückzuführen (nur die Schwerkranken wurden getestet, ihre Kontakte wurden in den letzten Tagen nicht gesucht und isoliert), verschärft durch ihre Rücksichtnahme auf die Unternehmer, die sich gegen die Schließung nicht unbedingt notwendiger Unternehmen gewehrt haben."

Gier und Profit gegen Leben: Das ist die wahre Geschichte, warum Italien am stärksten betroffen ist …

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Ein weiterer Hintergrund ist, dass bis zuletzt die intensiven Reisen und Kontakte im Rahmen der internationalisierten Produktion aufrechterhalten wurden. In der Provinz Bergamo, wo die Epidemie zuerst ausbrach, ist aus dem ehemaligen Textilbezirk Val Seriana die Produktion vor allem nach China verlagert worden. Der Vertreter von SI Cobas berichtet weiter:

 

"Viele Manager und Techniker reisten täglich hin und her. Einige von ihnen zogen sich das Coronavirus zu und verbreiteten es im Bezirk. Aber der Druck der Industriellen war so stark, dass das Val Seriana nicht zur ‚roten Zone‘ erklärt wurde und dass dort nach Bekanntwerden der Ansteckung noch einige Wochen lang weiter gearbeitet und Handel getrieben wurde ... Gier und Profit gegen Leben: Das ist die wahre Geschichte, warum Italien (bisher) am stärksten betroffen ist. …

 

Es ist daher klar, dass die Zahl der Todesfälle nicht unvermeidlich war und dass ihre Hauptursache in einer Politik liegt, die den Profit über das Leben gestellt hat, im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft. Wir haben versucht, ... gegen diese Politik vorzugehen und die Arbeiter zur Verteidigung ihres Lebens und des Lebens anderer Menschen und gegen diese kapitalistische Regierung und dieses Gesellschaftssystem zu mobilisieren.“