Großmut der EU?
Zur Aufnahme von Kindern aus griechischen Lagern
Die EU erklärt sich großmütig bereit, insgesamt 1.600 Kinder und andere gefährdete Flüchtlinge aus griechischen Lagern aufzunehmen. Sieben Länder - darunter Deutschland, Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien - nehmen nicht etwa jedes für sich 1.600 Kinder auf, nein alle zusammen!
Das bezeichnet der EU-Innenkommissarin Ylva Johansson auch noch als „guten Start“. Luxemburg will doch tatsächlich sage und schreibe elf Flüchtlingskinder aufnehmen, wie Außen- und Migrationsminister Jean Asselborn kürzlich erklärte.
An Zynismus ist das wohl kaum zu überbieten, bei insgesamt 42.500 Flüchtlingen, die jetzt in diesen Lagern einem Ausbruch von Covid-19 ungeschützt ausgeliefert sind. Auf Lesbos gibt es insgesamt nur sechs Intensivbetten. Den Flüchtlingen mutet man das zu, aber Frau von der Leyen selbst hatte ihre Reise nach Athen wegen der sich verschärfenden Coronavirus-Lage kurzfristig abgesagt.
Was ist mit den Alten und Kranken?
Dies liegt ganz auf der Linie der überwiegenden Mehrheit der Bundestagsabgeordneten, die Anfang März den Antrag der Grünen abgelehnt haben, 5.000 besonders schutzbedürftige Menschen, unter ihnen unbegleitete Minderjährige, aus den griechischen Lagern nach Deutschland zu holen. 117 Parlamentarier hatten dafür, 495 dagegen votiert. Auch die SPD stimmte dagegen.
Es stellt sich aber auch die Frage, warum vor allem Kinder aufgenommen werden sollen, zumal es in der Lagern kaum mehr wirklich "unbegleitete" Kinder und Jugendliche gibt. Sie wurden längst von anderen Familien integriert, die sich meist liebevoll um sie kümmern. Die am meisten gefährderte Problemgruppe sind mittlerweile die Älteren und Kranken. Sind Kinder etwa medienwirksamer oder die Betreuung der Älteren und Kranken zu teuer?
Vollständige Evakuierung ist angesagt
Deshalb ist es genau richtig, dass "Solidarität International" die vollständige Evakuierung der Flüchtlingslager in den griechischen "Hotspots" fordert.
Hier geht es zur Petition "Corona; Flüchtlinge aus Hotspots retten - Abschiebung stoppen - SOFORT!"