Bochum
Corona – und bürgerliche Ethik
Anfang April forderten die Unternehmerverbände BDA und BDI, die Produktion wieder hochzufahren. Wird hier nicht die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter für Profit geopfert? Die Frage geht vielen Menschen durch den Kopf.
Während viele Wissenschaftler all ihr Können und ihre Möglichkeiten einsetzen, um der gesamten Menschheit zu helfen, beschäftigen sich manche bürgerliche Wissenschaftler damit, wie sie die Empörung dämpfen können.
In der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 6. April wird im Leitartikel ein Virologe zitiert: „Es gibt aber noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie oft Kinder ihre Eltern oder Großeltern unbemerkt anstecken.“ Man weiß es nicht?
Und wie kommen die Kinder zur Schule, ohne sich und andere anzustecken? Da hilft Frank Heidenreich, CDU-Fraktionschef, in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr ideologisch aus: „Es sei noch gar nicht erwiesen, ob Fahrgäste bei den relativ kurzen Begegnungen in Bussen und Bahnen tatsächlich einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind.“¹ Man weiß es nicht?
Die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, eine Professorin Christiane Woopen weiß da vielleicht Rat: „Wir müssen sowohl den Unternehmen helfen, wie auch schauen, was die wirtschaftliche Entwicklung mit den Menschen macht.“ Also will sie den Leuten erklären, dass die Interessen der Kapitalisten mit denen der breiten Massen identisch sind: „Sozialarbeiter berichten von Kindern, die seit den Schulschließungen zu Hause Hunger haben.“ Auf den naheliegenden Gedanken, armen Familien Essen nach Hause zu liefern, kommt sie natürlich nicht.
Und das ist die Spitze der bürgerlichen, europäischen Ethik! Die Profitinteressen lieber nicht zum Thema machen. Es könnte die Gefahr vergrößern, dass Menschen fragen, welchen Wert ein Gesellschaftssystem hat, in dem der Mensch nichts wert ist. Und sich womöglich für den Sozialismus interessieren. Über den gibt es allerdings wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse!