Interview

Interview

Überlegungen einer Krankenschwester zur Corona-Pandemie - zur Diskussion gestellt

Die „Rote Fahne“-Redaktion sprach mit einer Krankenschwester zur aktuellen Lage in Sachen Corona-Pandemie (Name geändert).

Rote Fahne: Klara – du bist Krankenschwester und hast einen kleinen Sohn. Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für dich und deine Familie?

 

Klara: Ich bin sehr froh, dass ich meinen Sohn in die Kita geben kann. Beide Elternteile mussten von ihrem Arbeitgeber ausfüllen lassen, dass sie in den heute „systemrelevanten“ Bereichen arbeiten. Da mein Mann bei den städtischen Entsorgungsbetrieben arbeitet, haben wir den Platz in der Kita bekommen. Die größte Einschränkung ist aber, dass sämtliche Familienaktivitäten im Haus passieren müssen. Jetzt ist auch noch meine Mutter in Quarantäne. Auf sie konnte ich mich bisher noch stützen.


Rote Fahne: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie bei euch im Krankenhaus?

 

Klara: Wir sind im Verbund mit einer größeren Klinik und bisher werden die Corona-Patienten dort behandelt. Seit Freitag existiert ein neuer Dienstplan. Wenn alle Betten auf der Intensivstation der größeren Klinik belegt sind, die Intensivbetten in unserem Krankenhaus ebenfalls, dann greift ein Notdienstplan. Der Aufwachraum des OP-Bereichs wird dann als Intensivstation genutzt und alle Operationen werden abgesagt. Damit fällt für einen Stadtteil mit 80.000 Einwohnern die wohnortnahe Unfallchirurgie weg.

 

Rote Fahne: Was wird Deiner Meinung nach dem Ende der Corona-Pandemie auf uns zukommen?

 

Klara: Wir leben im Kapitalismus. Nicht nur in England, Spanien, Italien werden hohe Sterbezahlen erwartet – auch bei uns ist das möglich. Überall wurde beim Gesundheitswesen gestrichen. Es fehlt vor allem am Personal. Mir fällt so viel ein, was man verändern und fordern kann. Aber ich bin auch total frustriert. Manche von meinen Bekannten wollen jetzt aus Protest grün wählen. Aber ist es nicht so - egal was man fordert, die Konzerne haben die Macht. Man müsste die Konzerne enteignen. Eine grundlegende Änderung ist doch viel zu schwierig. Sie ist notwendig, aber ich sehe das noch nicht.