Lesetipp
Alle Räder stehen still, wenn's der Eisenbahner will
Beim Stöbern in früheren Veröffentlichungen des KABD (Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands, Vorläuferorganisation der MLPD) bin ich auf diese Broschüre gestoßen und möchte sie auch gleich vorstellen, da ich denke, dass sie eine große Bedeutung für das Verständnis über die DDR als vermeintlich sozialistisches Land und auch noch vieles mehr hat.
Bevor ich weiter darauf eingehe, möchte ich noch auf einige wichtige Umstände hinweisen. Die Reichsbahn in Westberlin war zu dieser Zeit einer der wichtigsten Betriebe der DDR und auch äußerst wichtig für die BRD. Das geht auf einen Deal der vier Alliierten von 1945 zurück. Der besagte, dass das DDR-Unternehmen Reichsbahn - mit Beschäftigten aus Westberlin - den gesamten Eisenbahn- und S-Bahn-Verkehr von, nach und in Berlin zu managen hatte. Auf diese Weise verschaffte sich die DDR notwendige Devisen (auf dem Weltmarkt relevante Währung) und die BRD war mit Westberlin verbunden.
Etwas Besonderes war dies auch für die Reichsbahner, die Arbeiter bei der Reichsbahn. Viele von ihnen sympathisierten mit dem Sozialismus und sind bewusst zu einem ostdeutschen Staatsunternehmen gegangen, um den Sozialismus mit aufbauen zu helfen, wie das ja auch Ende der 1940er- bis Mitte der 1950er-Jahre begonnen wurde, danach zwar weiter propagiert, aber nicht weitergeführt wurde. 1980 dann, in einem Wahljahr, hatten sich die daraus resultierenden Klassenwidersprüche zwischen den Reichsbahnern und dem mittlerweile kapitalistisch wirtschaftenden Staats-Unternehmen in den Händen der entarteten DDR-Bürokratie so weit aufgestaut, das 2000 von ihnen selbstbewusst auf ihre eigene Kraft bauend selbständig in den Streik traten.
Die Broschüre beweist den Revisionismus der DKP in Westdeutschland und ihrer kleinen Schwester SEW (Sozialistische Einheitspartei Westberlins) in Westberlin - in trauter Gemeinschaft mit der SED in der DDR.
Die Gewerkschaftsbürokratie hat die Streikenden der Reichsbahn der DDR damals sitzenlassen, aber für die Kollegen, die sich über die Strukturen kannten und vertrauten, war es viel leichter, den Kampf konzernweit zu organisieren. Verlassen konnten sich die Arbeiter auf die eigene Kampfkraft, aber ein so großes Verwirrspiel, was in solch heißen Zeiten inszeniert wird, ist nicht leicht zu durchschauen - und als echte Arbeiterorganisation, als echte Kommunisten, standen Edie Genossen des KABD den Eisenbahnern natürlich aufs Engste verbunden zur Seite.
Die Broschüre ist preisgünstig: 1 Euro und kann über den Webshop von People-to-People bestellt werden. Sie ist kurz. Sie ist, was der Arbeiter heute braucht, um den modernen Antikommunismus durchbrechen zu können. Lest sie und teilt sie mit euren Kontakten in den Betrieben.