Südafrika

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Volksküchen mit teils ungewöhnlichen Organisatoren

In Südafrika wurde wegen Corona seit dem 29. März eine vierwöchige Ausgangssperre und ein weitgehender Produktionsstopp verhängt.

Korrespondenz aus Bochum

Bis zum 18. April wurden 52 Corona-Tote gemeldet. Im internationalen Vergleich eine niedrige Zahl. Die Massen haben die berechtigte Befürchtung, dass es zu ungeheuren Katastrophen kommt, wenn Corona in Townships einschlägt. Millionen Menschen müssen Wasser von weit her holen, von Abwasseranlagen ganz zu schweigen.

 

Keine Produktion bedeutet für Millionen schlicht, dass sie keinen Rand verdienen. Vor drei Wochen veröffentlichten über 100 Akademiker einen Offenen Brief an die Regierung, in dem sie dringend fordern, Corona zum Anlass zu nehmen, den unsozialen Kurs der Regierung zu korrigieren und den Armen sofort ein Existenzminimum zu zahlen. Einer der Akademiker unterstreicht dies im Interview mit der Zeitung Sowetan mit der Einschätzung: Wenn das die Regierung nicht freiwillig macht, werden sich die Massen dies gewaltsam nehmen. Das kann zur Revolution führen.

 

Die Sunday-Times in Südafrika vom 19. April veröffentlicht eine Reportage, nach der in vielen Arbeiterstadtteilen Volksküchen entstanden sind. Dort bekommen Hungernde eine Mahlzeit. Organisiert von Nachbarn, sozialen Einrichtungen, Kirchen – und Gangstern! Einer lässt sich stolz fotografieren: er hoffe, dass dies für andere Gangs auch Vorbild werde und dass Leute zweimal nachdenken, wenn sie von Einbrüchen in Läden hören.