Kapitalistisches Krisenchaos
Schulen wieder öffnen trotz Corona?
Bereits diese Woche sollen erste Schulen wieder öffnen. Wenn sich die Bundesregierung damit nicht verrechnet hat!
Viele Kinder und Jugendliche wollen wieder in die Schule zu ihren Freunden, und weil es sich gemeinsam besser lernt. Aber hinter dem Drängen auf Wiederöffnung durch die Herrschenden steckt das Drängeln der Monopole wie Daimler, Ford etc., dass die Eltern, die in den letzten Wochen mit der Rund-um-die-Uhr-Betreuung ihrer Kinder befasst waren, rasch wieder in die Fabriken kommen.
Ein Spiel mit dem Feuer
Gesundheitspolitisch sind die Schulöffnungen jetzt ein Spiel mit dem Feuer und werden von vielen Schülerinnen, Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern berechtigt abgelehnt. In persönlichen Gesprächen und auch tausendfach unter #schulboykott sind Stimmen laut geworden wie: „Die Gesundheit meiner Familie ist mir im Zweifelsfall wichtiger als das Abi“.
Die von der Leopoldina vorgeschlagenen Maßnahmen zu den Schulöffnungen sind nicht falsch, gehen aber davon aus, dass die Corona-Krise die einzige Krise des Kapitalismus sei. Davon kann nicht die Rede sein. Im Schulalltag umgesehen:
- Höchstens 15 Kinder gemeinsam unterrichten? Schon Grundschulen haben in NRW und im Saarland bis 29 Schülerinnen und Schüler und bereits damit ist der Lehrermangel groß.
- Einhaltung der Vorgaben zur Hygiene? Das hieße für 10,7 Millionen Schüler Mund-Nasenschutz-Masken – ok, aber wo sollen die herkommen, nachdem die Herrschenden in der Frage völlig versagt haben? Selbst nur für die Abschlussklassen wären es über eine Million benötigte Masken. Aber vor allem: “Das Thema Hygiene wurde jahrelang vernachlässigt, zum Teil ist als Sparmaßnahme das warme Wasser auf den Schultoiletten abgeschaltet worden, zum Teil gibt es keine Seifenspender, von Hygiene auf den Toiletten kann also keine Rede sein”, kritisiert Ilka Hoffmann, Leiterin des Organisationsbereichs Schule bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Zustände. Im Schnitt gibt es für 40 Schüler eine Toilette und für 80 eine Waschgelegenheit, dazu werden auch noch Reinigungsstellen abgebaut.
- Abstand halten? Abgesehen von der Klassenstärke und der Richtgröße von zwei Quadratmetera für jedes Kind im Klassenzimmer, fahren – nach Schätzung des Bundesverkehrsministeriums – mindestens 30 Prozent der Schüler in völlig überfüllten Bussen und Bahnen.
- „Jede Schule braucht einen Hygieneplan“. In NRW und in Sachsen ist der Schulbeginn für diese Woche verkündet. Die Kultusministerkonferenz behandelt aber erst am 29. April überhaupt eine Vorlage für derartige Hygieneplanungen. Das ist verantwortungslos und wirft die Frage auf, wieso das nicht bereits Anfang März als eine ihrer vordringlichsten Aufgaben gemacht wurde?!
- Noch bevor überhaupt die Schulen öffnen, trat schon das Chaos ein. Noch am 18. April verkündete NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, der Schulbeginn am 23. April sei für Abschlussklassen der Berufskollegs, die Hauptschulklasse 10, Schüler kurz vor der Mittleren Reife und die Abschlussklassen aller Förderschulen freiwillig, ebenso für die Abiturienten. Schon am 19. April hieß es dann aus dem Schulministerium, es sei für alle diese Klassen und Jahrgänge Pflicht, nur nicht für die Abiturienten. Planmäßige Arbeit sieht anders aus.
Unter diesen Umständen ist eine schnelle Wiederöffnung der Schulen ein Hohn auf die Beteuerung der Regierung, dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle stehe.
Die MLPD und der Jugendverband REBELL kämpfen seit jeher für mehr Lehrerinnen, Lehrer und kleinere Klassen. Das gilt jetzt erst recht!
In dieser Situation fordern wir:
- Kein verfrühtes Wiedereröffnen von Schulen, Unis und Kitas, sondern nur unter Gewährleistung des Gesundheitsschutzes. Also: Kleine Gruppen (maximal 15) und Gewährleistung des Abstandsgebots mit Einzeltischen. Wenn kleinere Kinder einbezogen werden, dann als erstes diejenigen, die keine Internet-Anbindung zuhause haben und dringend intensivere Betreuung brauchen.
- Kostenloser Mund-Nasenschutz für alle. Renovierung und Ausweitung der Schultoiletten. Hier könnten auch Schülerinnen und Schüler mitarbeiten - in Schichten, mit Masken usw. Weiter fordern sie ausreichende Reinigung, Warmwasser und Seife.
- Regelmäßige Hygieneschulungen im Unterricht.
- Testungen zumindest stichprobenmäßig mit dem Ziel, flächendeckend und regelmäßig in den Schulen zu testen.
- Erhebliche Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs und besonderer Schutz des Personals.
- Sofortige Einstellung von mehr Lehrerinnen und Lehrern. Lehrerinnen und Lehrer aus der Risikogruppe bleiben im Homeoffice
- Wir unterstützen Forderungen von Abiturienten nach Bewertung anhand der bisherigen Oberstufenleistungen und Wegfall der Abi-Prüfungen.