150 Jahre Lenin
Lenin über Beethoven – zwei Geburtstagsjubilare
Es gehört zur antikommunistischen Hetze gegen Lenin, ihn als brutalen, herzlosen und kulturlosen Menschen zu entstellen. Als Beleg wird oft eine Schilderung des russischen proletarische Schriftsteller Maxim Gorki über ein Erlebnis mit Lenin missbraucht:
Gorki schrieb seinerzeit über Lenin: „Eines Abends hörte Lenin in Moskau... Beethovensche Sonaten … und machte die Bemerkung: 'Ich kenne nichts Schöneres als die 'Appassionata' und könnte sie jeden Tag hören. Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik! Ich denke immer mit Stolz, vielleicht naivem Stolz: 'Seht mal an, solche Wunderwerke können die Menschen schaffen!'
Dann kniff er die Augen zu, lächelte und setzte mit einem Anflug von Traurigkeit hinzu: 'Aber allzuoft kann ich Musik nicht hören. Sie wirkt auf die Nerven, man möchte nette törichte Dinge sagen und den Menschen, die in dieser schmutzigen Hölle leben und trotzdem solche Schönheit schaffen können, den Kopf streicheln. Aber heutzutage darf man niemand den Kopf streicheln, die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muß man die Köpfe, unbarmherzig schlagen, obwohl wir im Ideal gegen jede Gewalt am Menschen sind. Hm, hm – ein höllisch schweres Amt ...“¹
Kulturbanause Lenin?
Daraus ein Kulturbanausentum Lenins abzuleiten, leugnet nicht nur die äußerst kulturvolle Persönlichkeit Lenins. Es verkennt vor allem ein wesentliches Elemente der Dialektik von Politik und Kultur: Gute Musik als echte Sprache der Gefühle widerspiegelt die Stimmungen und Notwendigkeiten der jeweiligen Zeit. Daher passt nicht jede Musik zu jeder Zeit. Beethoven als revolutionärer Dialektiker der Musik hat das mit seiner alle Gefühlsebenen berührenden Musik je nach Zeitepoche meisterhaft zum Ausdruck gebracht.
Darum muss man zwingend den Zeitpunkt beachten, in der Gorki über Lenin berichtete: nämlich Ende 1920 kurz vor dem Ende des barbarischen Bürgerkriegs gegen die junge Sowjetunion durch die Weißgardisten gemeinsam mit den internationalen Imperialisten! Die vordringlichste Aufgabe in diesen Monaten war der Sieg im Bürgerkrieg. Nur so konnte der Boden geschaffen werden für die Entfaltung einer breiten, neuen Kultur. Und dafür trat Lenin mit ganzer Kraft und großer Leidenschaft ein!