Hartz IV und Corona
„Man kommt sich vor wie ein Mensch dritter Klasse“
Die Corona-Krise hat schlagartig deutlich gemacht, wie sehr das Leben der Masse der Lohnabhängigen und kleinen Selbständigen im Kapitalismus auf Kante genäht ist.
Die vielen Beschäftigten in kleinen Betrieben, in Gastronomie, Tourismusbranche, Hotels etc., die jetzt auf Kurzarbeit gesetzt wurden, können von Kurzarbeitergeld von 60 bis 67 Prozent vom Nettolohn nicht existieren. Angesichts der niedrigen Löhne in diesen Branchen, landen sie ruck-zuck im Hartz-IV-System.
Diejenigen, die da schon drin sind, können ein Lied davon singen. Ein Betroffener aus Essen-Katernberg berichtet: „Ich habe sowieso schon Einbußen, weil meine Wohnung mehr kostet, als mir das Jobcenter bezahlt. Die Erhöhung des Hartz-IV-Satzes um 8 Euro am Jahresanfang glich schon die normale Teuerungsrate nicht aus. So sind z.B. Strom oder das Sozialticket teurer geworden. Gleichzeitig haben sich mit Corona die Lebensmittelpreise ordentlich erhöht. Wenn man z.B. Diabetes hat, und sich eigentlich entsprechend ernähren müsste, ist das jetzt noch schwerer.
Die Essener Tafel kann das weniger denn je ausgleichen, weil sie viel weniger Lebensmittelspenden bekommt und viele Außenstellen wegen Corona zu sind. Viele bekommen auch nur ein Jahr was von der Essener Tafel und müssen dann ein Jahr aussetzen. Erst ab 60 bekommt man dauerhaft was. Man kommt sich vor, wie ein Mensch dritter Klasse.“