Schwerin

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„Uns steht das Wasser bis zum Hals“

Touristiker von überwiegend kleinen Hotels und Pensionen, Künstler und Alleinunterhalter von der Mecklenburger Seenplatte demonstrierten am 23. April vor der Staatskanzlei in Schwerin und machten lautstark auf ihre prekäre Situation in der Corona-Krise aufmerksam.

Von Korrespondenz
„Uns steht das Wasser bis zum Hals“
Der Ferienpark Plauer See in Alt-Schwerin (foto: www.ferienpark-plauersee.de)

Viele treibt die pure Existenzangst auf die Straße, weil ihr gesamtes privates Vermögen im Unternehmen steckt. Manche stehen bereits kurz vor der Insolvenz. Die von der Landesregierung versprochene Soforthilfe ist bei den allermeisten noch gar nicht angekommen. Aus diesem Grund hat die Hotelgemeinschaft Waren (Müritz) auch diese Demonstration in Schwerin organisiert.

 

Auch Unterhaltungskünstler waren dabei

Vor der Schweriner Staatskanzlei ergriff ein Hotelbetreiber nach dem anderen das Wort: „Uns steht das Wasser bis zum Hals“. „Wir brauchen keine weiteren Kredite, davon haben wir schon genug abzubezahlen“. „Wir brauchen jetzt Hilfe, wir brauchen jetzt Gäste“. „Die Werften mit 20.000 Beschäftigten wurden bereits mehrere Male gerettet. Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern hat 60.000 Arbeitnehmer und geht jetzt den Bach runter“. Auch Unterhaltungskünstler und Musiker, die ebenfalls zur Untätigkeit verdammt sind und dringend eine Lösung brauchen, meldeten sich zu Wort und unterstützten die Aktion durch eigene Lieder.

 

Pro Beschäftigten erhält TUI ca. 25.000 Euro, der Ferienpark aber nur 1500 Euro. So sieht ihre versprochene 'Soforthilfe' aus

Kollege des Ferienparks Plauer See in Alt-Schwerin

Auch der Ferienpark Plauer See unterstützte die Demonstration und prangerte an: „Der TUI-Konzern erhält 1,8 Milliarden Soforthilfe, aber wir 'Kleinen' gehen baden. Pro Beschäftigten erhält TUI ca. 25.000 Euro, der Ferienpark aber nur 1500 Euro. So sieht ihre versprochene 'Soforthilfe' aus! Deshalb ist unser gemeinsamer Protest genau richtig.“

 

Es war enttäuschend, aber auch bezeichnend, dass sich kein Vertreter der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns oder Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) blicken ließen. Wie hohl und blechern ist da ihr Mantra vom Tourismus als „Erfolgsgeschichte“ und Mecklenburg-Vorpommerns als „Land zum Leben“!

Empörung über Demonstrationsverbot

Die Demonstration und Kundgebung war unter den Gesundheitsauflagen mit einer Begrenzung auf 50 Personen, Mundschutz, 2 Meter Abstandshaltern (mit rot-weißem Warnband) und Trillerpfeifen, offenem Mikrofon und kulturellen Live-Beiträgen bestens vorbereitet. Vor Beginn der Demonstration wurde von den Organisatoren bekannt gegeben, dass trotz der ursprünglichen Genehmigung am Vortag, um 19 Uhr, die Demonstration vom Ordnungsamt verboten wurde, und nur das Zeigen der Transparente bei der Kundgebung erlaubt sei. Die Empörung unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war groß und politisierte die Aktion erst recht. In der Diskussion waren wir uns einig, dass das nichts mit Gesundheitsschutz zu tun hat, sondern nur die Angst der Regierenden vor dem wachsenden Unmut unter der Bevölkerung zeigt. Viel Beifall bekam die ehemalige Leiterin des Ferienparks, als sie diesen Missbrauch des Gesundheitsschutzes zum Abbau demokratischer Grundrechte wie Demonstrations- und Meinungsfreiheit angriff und verurteilte: „Gesundheitsschutz „Ja“, aber „Nein“ zu politischen Notstandsverordnungen!“