Lenin-Statue Gelsenkirchen
„Die Denkmalpflege darf nicht politisch entscheiden. Denn: Die Staatsverfassung ist grundsätzlich pluralistisch“
Prof. Dr. Roland Günter, langjähriger Vorsitzender des Deutschen Werkbunds Nordrhein-Westfalen, äußert sich zur Gelsenkirchener Denkmalspflege in Bezug auf die Lenin-Statue, die die MLPD an der Horster Mitte aufstellen wird.
Es gibt keine Denkmalpflege, die so inkompetent ist, wie die in Gelsenkirchen. Und dies seit Jahrzehnten. Dazu werde ich in nächster Zeit einen Aufsatz verfassen, habe aber kurzfristig nicht die Möglichkeit.
Eine Fachbehörde muss zunächst auf fachlicher Grundlage entscheiden und darf sich nicht anweisen lassen. Etwas wird nicht rechtens, wenn man eine Menge Gesetze und Urteile zitiert, die man nicht verstanden hat.
Rechte, die man hat, muss man leider oft erkämpfen. Aber auch hier wird am Ende dabei herauskommen: In einem pluralistisch verfassten Land darf man auch ein Denk-Mal! für Persönlichkeiten aufstellen, über die unterschiedliche Gruppen unterschiedlich denken. Sonst könnten keine Kirchen Denkmäler sein - in laizistisch beherrschten Gebieten. Der Denkmal-Begriff entzieht sich Begriffen wie Macht, Herrschaft, Mehrheit - auch dem ignoranten Satz: "Ich mag das nicht!"
Eine Lenin-Statue für Gelsenkirchen
Die Lenin-Statue soll ein "Denk-mal" an den revolutionären Geist Lenins sein für alle, die nach einem Ausweg aus dem Kapitalismus suchen.
Demokratie ist die erste Staats-Verfassung, die bewusst und verrechtlicht Vielfalt zulässt. Europa muss Vielfalt sein und schützen. Es muss nicht jedermann alles gefallen, aber es hat ein Recht und muss geschützt werden.
Gelsenkirchen hat unglaublich viel mit dem "Segen" der Obrigkeiten zerstört. Die Denkmäler-Liste ist blamabel. Der Umgang mit dem Hans-Sachs-Haus ist ein bleibender Skandal - selbst wiederum ein Denkmal für Inkompetenz. Egal wo man fragt, man findet Skandale: im Umgang mit den Franke-Bauten, die keinerlei Pflege haben und verschandelt sind, im Umgang mit Denkmälern der Fußball-Kultur in Schalke, im Umgang mit Alfred Fischer (Rotthausen).
Was die Sache Denkmal ist, müssen kompetente Personen entscheiden. Auch Ingenieure, Juristen, Verwaltungsleute sind an fachliche Urteile gebunden. Die Aufstellung einer Lenin-Statue muss erlaubt sein. Wie dies im Detail geschieht, muss man miteinander besprechen und darf man nicht ohne einander verfügen.
Kompetenz, meine Damen und Herren? Schauen Sie sich die letzte Stellen-Ausschreibung an, wo selbst der Bachelor zu unverdienter Ehre kommt und nur Ingenieure gesucht werden. Unfassbar unsachlich - Kunstgeschichte? Nie gehört? Kulturgeschichte? Gelsenkirchen hat offensichtlich nur Lust auf Technokratie und Bürokratie.
Letzter Satz: Die SPD hat keine Denkmäler in Gelsenkirchen. Warum nicht? Ist doch ein Armutszeugnis.
Mit freundlichen Grüßen
Prof, Dr habil. Roland Günter (Eisenheim)