Saarbrücken
IG Metall, ver.di, AGIF, Courage, GEW, Kuhle Wampe, MLKP, MLPD/ICOR, Montagsdemo, YPG, Kurdisches Gesellschaftszentrum, Solidarität International und Umweltgewerkschaft zeigten Flagge
Entgegen vielfach verbreiteter gegenteiliger Meldungen fand heute Vormittag eine Kundgebung auf dem Saarbrücker Tbilisser Platz statt. Etwa 50 Augenpaare über Atemschutzmasken strahlten sich gegenseitig an: „Endlich sehen wir uns wieder, haben gemeinsam den 1. Mai als internationalem Kampftag der Arbeiterklasse auch 2020 erkämpft."
Die 2-Meter-Markierungen wurden zu Beginn rasch und fachkundig von IG-Metallern und Bauarbeitern geklebt.
Fahnen von AGIF, Courage, GEW, IG Metall, Kuhle Wampe, MLKP, MLPD/ICOR, Montagsdemo, ver.di und YPG ‚zeigten Flagge'. Mit dabei das Kurdische Gesellschaftszentrum, Solidarität International, Umweltgewerkschaft – und von der Saar her ertönte als Gruß die Schiffssirene vom ver.di-Boot.
Vor allem Frauen sprachen zur „arroganten Ignoranz der Politik gegenüber Menschen mit Handicaps in der Pandemie". Sie griffen den Kapitalismus an – „er zeigt sich weltweit als großer Versager in Krisenzeiten". Sie stellten das demokratische Gesellschaftsmodell in Rojava/Kurdistan der amtlich eingeforderten Solidarität mit ‚notleidenden Konzernen' gegenüber. Sie forderten zur Organisiertheit auf „angesichts der Kampfaufgaben, die vor uns liegen".
Dieter Schwang von der MLPD, die die Initiative zur Kundgebung ergriffen hatte, brachte es in seiner Rede so auf den Punkt: „Wir bekommen in den letzten Wochen vorgeführt, wie untauglich unser Gesellschaftssystem ist. Was ist aus der herrschenden kapitalistischen Denkweise geworden, wonach jeder seines Glückes Schmied sei, jeder in Konkurrenz zum Anderen steht? Mit dieser Denkweise konnte man den Menschen in dieser Krise nicht kommen. So wurde das große Wort ‚Solidarität' ins Gegenteil verkehrt: Solidarität durch Hinnehmen des Nullrunden-Tarifabschlusses – mit wem? Entlassung von Leiharbeitern - ‚solidarisch' alles schlucken? Überall das Hervorheben des selbstlosen Einsatzes in den Kliniken, beim Einkaufen für die älteren Nachbarn. Man kann auch sagen: Der Kapitalismus musste eine Anleihe beim Sozialismus machen, um mit der von ihm verursachten chaotischen Situation zu Rande zu kommen ..."
Buttons mit der Aufschrift ‚Gib Antikommunismus, Faschismus, Rassismus und Antisemitismus keine Chance' waren entsprechend schnell vergriffen.
Live und vor Ort die Internationale zu singen zum Schluss – das war nicht zuletzt eine Einladung für die Zukunft an alle, die sich auch in Saarbrücken schüchtern auf Online-Proteste zurückgezogen hatten.