Krisenmanagement im Kreuzfeuer (4)

Krisenmanagement im Kreuzfeuer (4)

Monopolverbände diktieren den Takt des Krisenmanagements

Am 18. März verkündete Angela Merkel, dass im Kampf gegen das Corona-Virus an der „vordersten Linie“ „Pfleger und Ärzte“ stünden, und dass die Virologen „uns allen viel abverlangen“.

Von lg/ ma
Monopolverbände diktieren den Takt des Krisenmanagements
VW-Zentrale in Wolfsburg (foto: Elena Savelyeva / CC BY-NC 2.0))

Doch während Pfleger und Ärzte helfen, rücken nun andere Gestalten in den Vordergrund, die tatsächlich viel von uns abverlangen – wobei mit „uns“ diejenigen gemeint sind, die nicht zur Monopolbourgeoisie und zur Regierung gehören. In den vergangenen Tagen melden sich zunehmend Vertreter von Monopolverbänden und Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Konzerne zu Wort. Offenkundig haben die Herren Monopolkapitalisten andere Prioritäten als die übergroße Mehrheit der Bevölkerung. Wie eh und je wollen sie auch aus dieser Notlage vieler Menschen Kapital schlagen und üben ihre Diktatur der Monopole über die ganze Gesellschaft aus.

 

Deutlich demonstrierte das ein Interview von Ingo Zamperoni mit Herbert Diess, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns, in den Tagesthemen vom 27. April. Seine Autos sind nicht nur ein Allheilmittel für die Umwelt, sondern eigentlich für sämtliche gesellschaftlichen Probleme. „Also ich glaube dass wir dringend ein Konjunkturprogramm brauchen“ und freundlicherweise verkündet er: „das Automobil bietet sich an“. Danke Herr Diess für dieses Angebot! Doch keiner soll denken, er will staatliche Steuergeschenke – nein es geht ihm natürlich nur darum: „Da hängen viele Arbeitsplätze dran.“

Arbeitsplatzvernichtung bei Audi

Allerdings kündigte der Vorstand der Audi AG, die zu VW gehört, schon im November an, 9500 Arbeitsplätze zu vernichten. Im September 2019 berichten Kollegen von VW gegenüber Rote Fahne News: „Arbeitsplätze werden ersatzlos gestrichen, Kolleginnen und Kollegen bürokratisch versetzt, Abmahnungen wegen Kinkerlitzchen ausgesprochen und Kranke verfolgt.“ So viel zur Sorge von Herrn Diess um die Arbeiter und Arbeitsplätze bei VW.

Kein Ton zum Gesundheitsschutz

Im ganzen Interview verliert Herr Diess kein Wort über Gesundheitsschutz. Anstatt dessen lobt er die Regierung, dass da jetzt „sehr viel getan worden (ist), im Wesentlichen mit Kreditsicherungen, mit Zusagen, mit Kurzarbeitergeld“. Jetzt müsse es in einer zweiten Phase aber darum gehen, „die Wirtschaft zu stimulieren, neu zu stimulieren“, „und da ist eine Möglichkeit, eine sehr gute Möglichkeit, wahrscheinlich die beste: das Auto“. Er unterschlägt die Tatsache, dass das Coronavirus dort die höchsten Todesraten hervorruft, wo die Luftverpestung durch Industrie und Autoverkehr am größten ist . Doch solange es die Wirtschaft stimuliert, muss man das nun mal hinnehmen.

 

Zamperoni fragt kritisch nach, ob es denn nicht möglich sei, die aktuell geplante Ausschüttung von Milliarden Euro an Dividenden an die Aktionäre auszusetzen und dafür auf die staatlichen Gelder verzichten zu können. Nachdem Diess sich mehrere Minuten windet, räumt er ein: „Als letztes Mittel werden wir uns das sicherlich auch noch überlegen“. Zuletzt zeigt Diess noch sein offen arbeiterverachtendes Gesicht. Bekanntlich gibt es in Italien durch das Coronavirus ein regelrechtes Massensterben, vor allem in einer Industrieregion, auch weil viel zu lange noch gearbeitet wurde. Berechtigt und auf Streiks der Arbeiter hin wurde dann die Produktion immer weiter runtergefahren. Doch nun soll die Produktion in Deutschland wieder anlaufen, wofür VW Bauteile aus Italien braucht.

Diess und Osterloh wollen Produktion in Italien wieder hochfahren

Und da verkündet Herr Diess in seiner ganzen Selbstherrlichkeit: „… wir haben auch Zusagen aus Italien dass die kritischen Zulieferungen funktionieren werden.“ Das heißt, der Arm seiner Diktatur der Monopole reicht offensichtlich bis nach Italien, um sicherzustellen dass wieder produziert wird. Eine wahre Schande ist, was Bernd Osterloh, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei VW – eigentlich also ein Arbeitervertreter – in den gleichen Tagesthemen zu Protokoll gibt: „Wir brauchen die Zulieferer in Spanien, in Italien. Wir haben insgesamt in Italien 500 Zulieferer mit ca. 19.000 Teilenummern. Wir haben in Spanien 500 Zulieferer mit ca. 40.000 Teilenummern. Und die Zulieferung muss funktionieren.“

 

Diese Forderung nimmt wissentlich in Kauf, dass die volle Wiederaufnahme der Produktion von demnach 1000 Fabriken Menschenleben kosten wird. Herr Diess und sein Sancho Pansa¹ Osterloh tragen dann wesentliche Verantwortung dafür, wenn Corona bei einer zweiten Welle in Italien und Spanien weitere Todesopfer fordern wird.

 

Umso mehr gilt: Auf einen kämpferischen 1. Mai als Kampftag der internationalen Arbeiterklasse!