Corona-Pandemie

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Angela Merkel fordert: „Impfstoff für alle Menschen“ - Tests und Therapie nur für möglichst viele ...

Mit einem bemerkenswerten Video-Podcast trat Bundeskanzlerin Angela Merkel am 1. Mai an die Öffentlichkeit.

Von Dr. med. Willi Mast
Angela Merkel fordert: „Impfstoff für alle Menschen“ - Tests und Therapie nur für  möglichst viele ...
Gefährliches Hauen und Stechen um die Deutungshoheit über Corona 3D-Modell des Coronavirus (Grafik: Nilses - Eigene Herstellung / gemeinfrei)

Sie beruft sich darauf, dass die G20-Länder vor einigen Tagen auf einer Videokonferenz beschlossen haben, gemeinsam einen Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln, der allen Menschen zur Verfügung stehen müsse. Gleichzeitig lädt sie gemeinsam mit der EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen schon für den 4. Mai zu einer Video-Geberkonferenz ein, um die erforderlichen Mittel von 8 Milliarden Euro aufzubringen.

 

Man reibt sich die Augen: Angela Merkel - im Schulterschluss mit Bill Gates, der WHO und mit dem saudi-arabischen Ölscheich als Präsident der G20-Runde – als Vorkämpfer für einen kostenlosen Corona-Impfstoff?! Das ist das indirekte Eingeständnis, dass das national ausgerichtete Krisenmanagement der Herrschenden angesichts globaler Krisen gescheitert ist!

 

Offensichtlich versucht Merkel zusammen mit von der Leyen, mit ihrer ungewöhnlichen öffentlichen Stellungnahme einen Anstoß für ein erstes internationales G20-Krisenmanagement in Corona-Zeiten zu geben. Offensichtlich stellt sie sich damit indirekt gegen die Politik von Donald Trump, der aktuell versucht, mit einer aggressiven Schuldzuweisung an die chinesische Regierung von den katastrophalen Auswirkungen seiner Politik abzulenken - und gleichzeitig damit die psychologische Kriegsvorbereitung massiv zu forcieren. Trump hatte vor kurzem alle Einzahlungen an die WHO wegen deren "China-freundlicher" Politik eingestellt. Offensichtlich versucht Merkel aber auch, Chinas teils wachsender Meinungsführerschaft im weltweiten Kampf gegen die Covid-Pandemie zu begegnen.

 

Die Widersprüche zwischen den imperialistischen Machtblöcken haben sich in den letzten Jahren massiv verschärft. Bei der letzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise konnte die „G20-Runde“ der größten imperialistischen Länder noch durch eine gemeinsame Anstrengung einen völligen Zusammenbruch der kapitalistischen Wirtschaftsordnung abwenden. Nach begonnenem Ausbruch der bislang tiefsten Weltwirtschaftskrise Mitte 2018 war die G20 bislang in der Versenkung geblieben.

 

Jetzt sehen sich offensichtlich verschiedene imperialistische Regierungen veranlasst, mit einem Wiederbelebungsversuch der G20 der unkontrollierten Ausweitung der Corona- und der Weltwirtschaftskrise entgegenzuwirken – und sei es auch nur mit der gemeinsamen Entwicklung eines Impfstoffs. Bei einigen Ländern wie Saudi-Arabien kann bei dieser Entscheidung der freie Fall des Erdölpreises eine Rolle gespielt haben….

 

Geschickt setzt Merkel auch auf die Unterstützung eines wichtigen Teils der US-Imperialisten wie Bill Gates mit seiner milliardenschweren Stiftung, die inzwischen beherrschenden Einfluss auf die WHO hat, die internationale Impfstoff-Initiative etc. Diese haben bislang kein - oder noch kein -  Interesse, dem offen aggressiven und kriegstreiberischen Kurs Trumps zu folgen. Offensichtlich befürchten Bill Gates und Co., ansonsten ihre führende Rolle in der internationalen Impfstoffentwicklung, Impfstoff- und Gesundheitspolitik zu verlieren.

 

Merkel betont in ihrem Video-Podcaste, ein künftiger Impfstoff müsse allen Menschen weltweit zur Verfügung stehen - Therapien und diagnostische Methoden dagegen nur "möglichst vielen Menschen". Das entspricht einer realistischen Einschätzung: dass es für die Massen im Prozess einer weltweiten Entwicklung hin zu einer revolutionären Gärung eine Provokation wäre, den Impfstoff nur selektiv zu vergeben und auf dem Patentrecht der Pharma-Monopole zu bestehen. Gleichzeitig versucht sie, bei Covid-Testsystemen und -Therapien mit milliardenschweren Profiterwartungen berechtigten Erwartungen der Massen entgegenzuwirken und lieber die Pharma-Monopole mit ins Boot zu holen.

 

„Mein Impfstoff gehört der Menschheit – die Sonne kann man auch nicht patentieren“ sagte vor Jahrzehnten der Erfinder des Polio-Impfstoffs Salk. Von dieser Denkweise ist Merkel meilenweit entfernt. Wie bereits in der letzten Krise, versucht sie nur, durch Anleihen an sozialistisch anmutende Forderungen wieder Vertrauen in die selbstzerstörerische kapitalistische Weltordnung zurückzugewinnen. Die Menschheit braucht mehr als eine milde Gabe aus den Händen von Merkel, Bill Gates und denen des korrupten saudischen Ölprinzen. Um die kapitalistischen Krisen zu überwinden, braucht sie eine sozialistische Weltordnung.