Weltwirtschafts- und Finanzkrise
Die Wahrheit über Veritas
Am 30. April hat der Automobilzulieferer Veritas das Insolvenzverfahren für die gesamte Unternehmensgruppe angemeldet.¹
Er gehört mit 3000 Beschäftigten (4440 weltweit) zu den TOP 100 der Autozulieferer und ist hochspezialisiert auf Kunststoffleitungen und Spritzgießteile.² Im Windschatten der Corona-Krise häufen sich die Insolvenzen, Entlassungen und Betriebsschließungen bei den Autozulieferern, die aber ihr Ursache in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise haben.
Der Veritas-Konzern ist in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise Opfer und Täter zugleich. In der Hierarchie der internationalen Produktionsverbünden liefert er 77 Prozent der Teile direkt an die Autokonzerne (BMW, Daimler, Fiat, General Motors, PSA, Renault/Nissan, Tata Gruppe, VW Gruppe) und 23 Prozent an Systemzulieferer wie Bosch, Brose, Delphi, Leoni, Webasto – die ebenfalls alle in der Krise stecken. Diese wechselseitige Abhängigkeit verstärkt angesichts zusammenbrechender Absatzmärkte eine internationale Vernichtungsschlacht, deren Ende nicht abzusehen ist.
Veritas erpresste Ende 2018 einen der berüchtigten Zukunftsverträge („Strategie 2030++“) zur Steigerung der Profite in „zweistelliger Millionenhöhe“. Die „Sicherung der Arbeitsplätze“ sollte 2019 angeblich durch die Entlassung von 360 Leih- und Zeitarbeitern in Gelnhausen und Lohnverzicht sowie Verschiebung der Tariferhöhung für drei Monate bewirkt werden. Die Firmenideologie „Veritas verbindet“ ist eine Verhöhnung angesichts der Spaltung in Leiharbeiter und Stammbelegschaft.
Die Einleitung des Insolvenzverfahrens³ kurz darauf bei Fortsetzung der Produktion ist ein Mittel zur weiteren Einschränkung der Rechte der Arbeiter und Angestellten und Unterlaufen des harten Kampfes um jeden Arbeitsplatz. Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass es sichere Arbeitsplätze erst im Sozialismus gibt.