VW
Diess' große Show
Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, war kürzlich auf Fernsehtour. Er ist der Heilsbringer mit gesellschaftlicher Verantwortung, und er macht seine Sache nach eigenen Angaben gut.
Aber wie war das nochmal? Entlassung von mindestens 1000 Arbeiterinnen und Arbeitern im März 2020: massiver Absatzrückgang in der Autoproduktion, Aufstauen von Überkapazitäten, ständige Gespräche über Kurzarbeit. Diess droht der Belegschaft, dass nun „heilige Kühe geschlachtet werden“. Anfang März 2020: Schichtauflösung an einem Montageband und im angrenzendem Karosseriebau, nach sechs Monaten hinhaltendem Widerstand und wachsender Kampfbereitschaft der betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Die Kolleginnen und Kollegen werden vor allem in den Karosseriebau für den Anlauf des Golf 8 gesteckt. Die dort arbeitenden ca. 500 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter – entlassen. Gleichzeitig: 470 Kolleginnen und Kollegen der Sitzefertigung in Hannover kämpfen um ihre Arbeitsplätze, beginnen mit Pausenversammlungen und mit der Verbrüderung mit der Stammbelegschaft. Am 6. März werden sie bezahlt freigestellt, um Kämpfe zu verhindern - doch sie kämpfen bis heute weiter.
VW kassiert monatlich über 300 Millionen Euro Kurzarbeitergeld vom Staat - nicht 40 Millionen Euro, wie Herr Diess behauptet. Das kann jeder ausrechnen: 80.000 Kolleginnen und Kollegen erhalten 60 bis 67 Prozent von ca. 4000 Euro brutto. Laut Paragraf 615 BGB müssen Unternehmen bei Betriebsschließungen zu 100 Prozent den Lohn weiterbezahlen, das nennt sich „Unternehmensrisiko“. War nicht eben dieses Unternehmensrisiko immer der Grund, warum die Manager unbedingt 97 mal mehr verdienen als der Durchschnittslohn bei VW? Doch statt Unternehmensrisiko zu tragen, plant der VW-Vorstand die volle Dividende an die Aktionäre auszuuzahlen, während sie gleichzeitig das Kurzarbeitergeld kassieren. Statt wie letztes Jahr 4,80 bzw. 4,86 Euro pro Aktie zu bezahlen, sollen es 2020 immerhin 6,50 bzw. 6,56 Euro werden. Ein Anstieg um rund 35 Prozent.¹
Den Vertrauensverlust in der Belegschaft, den VW seit dem Dieselskandal erlebt, den kriegt Diess durch keinen Fernsehauftritt der Welt wieder in den Griff.