Bochum
Familienalltag in Zeiten von Corona
Nach Wochen der sogenannten "Corona-Ferien" liegen in vielen Familien die Nerven schon früh morgens blank.
Von heute auf morgen wurden die Schulen geschlossen, Kitas und Kindergärten sind zu. Und auch alle anderen Betreuungseinrichtungen, wo Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen, wie Sportvereine, Jugendhäuser, Spielplätze ... können nicht mehr genutzt werden. Das stellt gerade Familie vor eine kaum zu lösende Aufgabe.
Die eh schon immer vorhandene Zerreißprobe, wie man Familie, Arbeit, etc. unter einen Hut bekommt, verschärft sich drastisch. Das viel beschworene „Homeoffice“ mag für den einen oder anderen Manager eine Option sein – für die Masse der Eltern und hauptsächlich Mütter ist es keine! „Homeoffice“ mit einem unausgelasteten Kind kostet Eltern und Kinder mehr Nerven, als das am Ende des Tages effektiv etwas dabei heraus kommt.
Fast 100 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zu Hause – aber 53 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten nach wie vor. Heißt für diese: Neben dem sonstigen Alltagsstress mit Arbeiten, Haushalt, Familienmanagement, kommt jetzt noch die Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Kinder dazu. Das trifft vor allem Alleinerziehende enorm. Ihr Leben funktioniert nur durch ein Netzwerk mit vielseitiger Unterstützung. Die bricht jetzt oft komplett weg - wegen des Kontaktverbots.
Die Situation darf nicht daran hängen, wie fähig und engagiert die Eltern sind. In vielen Familien werden die Kinder in der gerade hoch komplizierten Situation erst recht allein gelassen. Dafür müssten sofort Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter entsprechend mit dem notwendigen Gesundheitsschutz ausgestattet werden, und diesen Familien unterstützend zur Seite stehen.