Stockholm

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Tod einer hervorragenden Autorin

Am 29. April ist die schwedische Schriftstellerin Maj Sjöwall im Alter von fast 85 Jahren verstorben.

Korrespondenz aus Ingolstadt
Tod einer hervorragenden Autorin
Maj Sjöwall

Weltbekannt wurde sie durch die zehn Bände umfassende Reihe von Kriminalromanen, die unter dem zusammenfassenden Titel "Roman eines Verbrechens" ein Jahrzehnt gesellschaftlichen und politischen Lebens in Schweden widerspiegeln. Sie hat diese spannende und anspruchsvolle Krimireihe gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Per Wahlhöö geschrieben. Wahlhöö starb leider schon 1975.

 

Die Romanreihe wurde zu einem Welterfolg; allein in Deutschland wurden 3,5 Millionen Exemplare verkauft. Weltweit über 10 Millionen in 35 Sprachen. Alle Bände mit dem Kommissar Beck wurden verfilmt.

 

Sie haben den Kriminalroman revolutioniert und eine ganze Reihe von Autoren geprägt. Politisch haben sie dazu beigetragen, die Legende vom schwedischen „Sozialstaat“, die bis heute als Krückstock der Sozialdemokratie und des Reformismus herhalten muss, anzugreifen, und mit ihren literarischen Mitteln die Realität des schwedischen Kapitalismus ein Stück weit zu enthüllen.

 

Henning Mankell schreibt im neuen Vorwort zu „Die Tote im Götakanal“ (dem ersten Band der Reihe –rororo 2014): „Sie wollten das Verbrechen und die Verbrechensermittlung als Spiegel der schwedischen Gesellschaft - und später auch unserer Umwelt – benutzen. Es war nie ihre Absicht, Kriminalliteratur zur Unterhaltung zu schreiben.“ Wobei die Bücher aufgrund dieses Anspruchs auch außerordentlich unterhaltend sind.

 

Mankell schreibt auch: „Das Buch ist lebendig, stilistisch streng, und die Entwicklung des Plots ist geschickt angelegt. Zweifellos ist es ein moderner Klassiker“. Es gibt unter Literaturwissenschaftlern auch die Meinung, dass die Bücher bezogen auf die heutige Welt des Kapitalismus mit dem zu vergleichen seien, was Balzac mit der „menschlichen Komödie“ über den untergehenden Feudalstaat geschaffen habe.