Sonthofen

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Erster unbefristeter Streik einer ganzen Belegschaft

Bewaffnet mit einem Plakat, der Soli-Erklärung der MLPD Bayern, Literatur und Snacks besuchten wir die streikenden Voith-Kollegen in Sonthofen.

Korrespondenz aus München
Erster unbefristeter Streik einer ganzen Belegschaft
Besuch bei den Streikposten (rf-foto)

Am Donnerstag, dem 23. April 2020, hatten sie einen unbefristeten gewerkschaftlichen Streik gegen die Schließung des Werks und für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze begonnen. „Wie ein Lauffeuer hatten sich dann am Freitag und Montag Gerüchte unter den Beschäftigten verbreitet, dass es von der Geschäftsführung Pläne geben soll, Material aus dem Werk zu transportieren. In heller Aufregung kamen hunderte Kolleginnen und Kollegen mit ihren Fahrzeugen angefahren, um das Spektakel zu beobachten. Leider ergab sich daraus ein Corona-Knödel direkt vor der Werkszufahrt ..., dass am Haupttor kein Durchkommen mehr war.“ (Streikzeitung der IG Metall Allgäu).

 

Am Freitag und Montag standen 125 Fahrzeuge vor dem Tor. Am Montag erwirkte allerdings die Geschäftsleitung vor dem Arbeitsgericht einen Beschluss, dass die Tore nicht mehr blockiert werden dürfen. Das ist typisch Kapitalismus, Werke schließen ist rechtmäßig, dagegen streiken ist unrechtmäßig. Doch der Gerichtsbeschluss lief ins Leere, denn die gesamte Belegschaft streikt, trotz und gerade, weil die Geschäftsleitung Streikbrechern eine Prämie versprochen hatte.

 

Die Streikposten betonten uns gegenüber, dass sie weiterhin um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Sie lehnten Verhandlungen des Gesamtbetriebsrats mit der Konzernführung ab, wussten aber nicht, dass es schon um einen Gesamtsozialplan geht. Und sie wussten auch nicht, dass das eine Zustimmung zur Werksschließung bedeutet. Dazu sprachen wir mit dem örtlichen IG-Metall-Vertreter und er meinte am Telefon: „Uns sind da rechtlich die Hände gebunden.“ Für ein politisches Streikrecht zu kämpfen: "Dafür haben wir keine Kapazitäten“. Die Arbeiter fanden aber diese Forderung richtig.

 

Dieser mutige Kampf muss in ganz Deutschland bekannt gemacht und unterstützt werden. Denn wir müssen uns in der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise auf weitere Kämpfe gegen Werkschließungen und Entlassungen vorbereiten. Und um unsere Kämpfe zu bündeln und für den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, ist die Forderung nach der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich von zentraler Bedeutung.