Ruhrtriennale
Reaktionäre Hetzkampagne gegen Achille Mbembe wird zum Rohrkrepierer
"Rote Fahne News" berichtete schon im April über eine Hetzkampagne ultrareaktionärer "antideutscher" Kräfte. Der afrikanische Historiker und Politologe Professor Dr. Achille Mbembe sollte in diesem Jahr die Eröffnungsrede der Ruhrtriennale halten.
Allerdings ist das internationale Kunstfestival im Ruhrgebiet inzwischen abgesagt. Was bleibt, ist der politische Skandal, dass Achille Mbembe von Felix Klein in übelster Weise des Antisemitismus bezichtigt wurde, ebenso wie von Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen. Klein ist seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und für den Kampf gegen den Antisemitismus.
Was aber sind denn die konkreten Vorwürfe? Mbembe soll die Bewegung „BDS“ (eine internationale politische Bewegung, die die reaktionäre Politik des Staates Israels isolieren will, und die die MLPD kritisch unterstützt) unterstützt haben, er soll den Holocaust relativiert und den Staat Israel mit dem Apartheidsystem von Südafrika gleichgesetzt haben. Selbst bis in bürgerliche Kreise und Medien wie Süddeutsche Zeitung oder Frankfurter Allgemeine Zeitung werden die Vorwürfe mit größter Skepsis behandelt.
Achille Mbembe ist ein weltweit angesehener Historiker, der in verschiedenen Fragen eine kapitalismuskritische Haltung einnimmt. Die Antisemitismus-Vorwürfe beziehen sich auf Zitate in Mbembes Buch "Politik der Feindschaft" und auf sein Vorwort für das Buch "Apartheid Israel". Darin ist zu lesen, dass "die Besetzung Palästinas der größte moralische Skandal unserer Zeit" ist, "eine der entmenschlichendsten Torturen des Jahrhunderts, in das wir gerade eingetreten sind, und der größte Akt der Feigheit des letzten halben Jahrhunderts". Unter anderem deshalb sei die Zeit für globale Isolation des Staates Israels gekommen.
Nichts davon stellt eine Relativierung des Holocausts dar. Zeitlich bezieht sich Mbembe eindeutig auf dieses Jahrhundert und die zweite Hälfte des letzten. Bekanntlich fand das Verbrechen des Holocausts in der Zeitspanne 1941 bis 1945 statt. Außerdem erwähnt Mbembe den Holocaust hier nicht und stellt auch keinen Vergleich an. Er selber distanziert sich von einer Geringschätzung der Verurteilung des Holocaust eindeutig.
Dazu schreibt die Deutsche Welle am 29. April: "Der Antisemitismus sei 'ein schreckliches Verbrechen'. Er empfinde es als unerträglich, sich gegenüber 'absurden Anschuldigungen' rechtfertigen zu müssen wie einer Banalisierung des Holocaust oder einer Gleichsetzung des Massenmords an den Juden mit der Apartheid in Südafrika." Was vom angeblichen Vorwurf der Relativierung des Holocaust bleibt, ist nichts anderes als viel Rauch um nichts.
Natürlich kann man das frühere faschistische Appartheidsregime in Südafrika nicht 1:1 mit der israelischen Besatzung Palästinas vergleichen. Aber dass das neuimperialistische Israel mit der Unterdrückung der Palästinenser eine Art Apartheidspolitik betreibt, darauf darf Mbembe ja wohl noch hinweisen dürfen.
Wachsende Solidarität
Am 30. April erklärten 37 jüdische israelkritische Wissenschaftler und Künstler wie Jan und Aleida Assmann, Susan Neiman und Moshe Zimmermann ihre Solidarität mit Mbembe und forderten die Abberufung von Klein aus seinem Amt. Am 1. Mai starteten Akademiker aus dem In- und Ausland - viele von ihnen leben und arbeiten in Israel - einen Aufruf mit dem Titel „Solidarität mit Achille Mbembe“, der Mbembes Kritikern - darunter Klein - eine Kampagne vorwirft, die ihn „ohne Beweise, unter Zuhilfenahme manipulativ verzerrter Zitate und Inhalte desavouieren“ solle.
Mit dem Aufruf zur Solidarität wenden sich die Verfasser auch dagegen, dass der Antisemitismusvorwurf längst zu einem Mittel geworden ist, um fast jede Kritik an der herrschenden israelischen Politik unter Benjamin Netanjahu abzuwehren und zu verunglimpfen.
MLPD solidarisch mit Achille Mbembe
Die MLPD hat sich schon in der Vergangenheit solidarisch mit Stefanie Carp erklärt, der Intendantin der Ruhrtriennale, die ebenfalls vom Bannstrahl der Hetzkampagne betroffen ist.
Mbembe stellt den Imperialismus nicht grundsätzlich infrage, kritisiert aber völlig berechtigt den Rassismus, den er als eine Stütze des Kapitalismus betrachtet. Und er greift die Ausbeutung und Versklavung der Völker Afrikas an. Er spricht von einer „Schwarzwerdung“ der Welt, koloniale Prinzipien sieht er weltweit am Werk. Zu den "Schwarzen" zählt Mbembe auch Unterdrückte anderer Hautfarben, die Lohnsklaven, die Migranten, die Verfolgten auf dieser Welt.
In einem Interview mit der Welt vom 26. Juli 2019 äußert sich Felix Klein: „Ich verwahre mich auch dagegen, eine Art Hierarchisierung von Antisemitismus vorzunehmen, nach dem Motto: Rechtsextremer Judenhass ist aber schlimmer als islamischer oder linker oder israelbezogener Antisemitismus.“
Antisemitismus ist rassistisch und es gibt keinen "linken Antisemitismus". Wenn sich Menschen als links bezeichnen und antisemitisch sind, dann sind sie keine Linken! Die Gleichsetzung von „links gleich rechts“ entspringt der antikommunistischen Lesart, die die haltlosen Antisemitismusvorwürfe bis hin zum Rufmord befeuert. Deshalb ist die Forderung nach Absetzung von Felix Klein völlig berechtigt!
Gib Antikommunismus, Rassismus, Faschismus und Antisemitismus keine Chance!
Hier geht es zur Broschüre der MLPD "Antideutsche" - links blinken, scharf rechts abbiegen"