Russland

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„Volksversammlung“ in Wladikawkas fordert Rücktritt des Präsidenten

In allen Regionen Russlands herrscht Ausgangssperre, die „Selbstisolierung“ genannt wird.

Von dj

Aber nicht überall ist sie so drastisch wie in Moskau, wo für jeden Gang vor die Haustür eine elektronische Erlaubnis nötig ist und evtl. auch vorgezeigt werden muss. Für viele, besonders für Rentner, bedeutet das Hunger, da sie keiner Tätigkeit nachgehen dürfen. Aber auch Arbeiter und Angestellte leiden, da die Unternehmer oft für die von Putin ausgerufene arbeitsfreie Zeit keinen Lohn bezahlen.

 

Eine große richtige „Volksversammlung“ fand am 20. April in Wladikawkas, der Hauptstadt von Nordossetien im Kaukasus, das zu Russland gehört, statt. 1500 Menschen hatten sich vor dem Regierungsgebäude zu einer Kundgebung gegen die „Selbstisolierung“ und die miserable Situation im Gesundheitswesen Nordossetiens versammelt. Ein Opernsänger hatte dazu aufgerufen; unbemerkt war die Kundgebung mindestens einen Monat vorbereitet worden. Die Menschen forderten wirtschaftliche Unterstützung für die, die aufgrund der Ausgangssperre hungern und so nicht leben können. Sie forderten außerdem den Rücktritt des Präsidenten von Nordossetien und die Ernennung einer provisorischen Regierung. Polizei löste die Versammlung auf. Fünf Teilnehmer wurden verhaftet und erhielten Strafen von drei bis 15 Tagen Arrest. Der Opernsänger Cheldijew wurde zur Zahlung von 75000 Rubel (ca. 1000 Euro) verurteilt. Eine Woche später wurde auch er verhaftet.

 

Trotzdem hörte der Widerstand nicht auf. Es geht für viele um die Entscheidung zwischen Krankheit, Strafe und Hunger. Arbeiter, Rentner und Kleingewerbetreibende haben in der Regel keine Rücklagen. So weigern sich viele, den Auflagen der Verbrauchsaufsicht zu folgen, und einige nehmen weiter an illegalen öffentlichen Treffen teil.

 

Am 29. April beschloss die Stadtverwaltung, dass es von nun an Hilfen für die, die wegen der Ausgangssperre hungern, geben soll.