Faschistischer Terror
Karneval statt Hanau-Gedenken?
Letzte Woche wurde ein skandalöser Vorgang um den faschistischen Mordanschlag in Hanau bekannt.
Der Täter, Tobias Rathjen, hatte am Abend des 19. Februar neun Menschen erschossen, weiter seine Mutter und dann sich selbst. Am Folgetag war in ganz Deutschland eine fortschrittliche, antifaschistische Öffentlichkeit zutiefst berührt, füllten Trauer und Wut über diese brutale, feige und offen rassistische Mordtat Straßen und Plätze.
Auch in der Bundeshauptstadt Berlin, wo am Abend des 20. Februar unter anderem am Brandenburger Tor eine Mahnwache stattfand. Im nahegelegenen Bundestagsgebäude „Unter den Linden 74“ fand jedoch - die Mahnwache am Brandenburger Tor lief noch - im fünften Stock eine ausgelassene „feucht-fröhliche“ Karnevalsfeier mit rund 100 Beamtinnen und Beamten der Bundestagsverwaltung statt. Die Party ging bis tief in die Nacht. Das deckte die Süddeutsche Zeitung vom 15. Mai auf.¹
Vorausgegangen war, dass der Direktor der Bundestagsverwaltung für den 20. Februar jegliche Kanevalsfeiern im trauerbeflaggten Bundestag untersagt hatte. So verlegten einige Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung ihren „Karneval“ einfach in das Gebäude unter den Linden - Hanauer Mordanschlag hin oder her.
Man kann nicht sagen, was für diese Bürokraten im Zentrum der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ entlarvender ist: Die Abgebrühtheit, am Abend nach dem Hanauer Mordanschlags mit „Alaaf“ und „Helau“ zu feiern; die Tatsache, dass eine beteiligte beamtete Karnevalistin danach nicht gemaßregelt, sondern zur „Ministerialdirektorin“ befördert wurde; dass dieser Skandal erst ein Vierteljahr später bekannt wurde; oder dass der oberste Chef dieser „Jecken“ Wolfgang Schäuble heißt?