Argentinien
Der lange Arm von VW reicht bis zum Rio de la Plata
Argentinien war bisher in Sachen Coronavirus relativ glimpflich davon gekommen
Ein Grund dafür, das Argentinien in Sachen Corona bisher eher glimpflich davongekommen ist: Scharfe Maßnahmen der Regierung Fernandez, so eine strikte Ausgangsperre seit dem 20. März . Vor allem: Eine hohe Disziplin der Masse der Bevölkerung im Gesundheitsschutz, trotz der wachsenden Armut breiter Teile des Volkes. Und: Eine große Welle der Selbstorganisation mit 10.000 Volksküchen, Essensausgaben, Milchausgabestellen für Kinder. Genossen von Organisationen wie der Revolutionären Kommunistischen Partei (PCR) haben zu Zehntausenden selbstlos in den Notfallkomitees der Stadtteile die Versorgung der Ärmsten der Armen aufrecht erhalten.
Doch der Virus frisst sich nun in die ärmsten Viertel von Buenos Aires, dort wo in Villa 31 oder Villa Azul Zehntausende auf engem Raum zusammengepfercht wohnen, dort wo nun seit zwei Wochen kein sauberes Wasser mehr aus den Leitungen kommt. So sagen die Leute: „Si no nos mata el corona, nos mata el hambre“ (Wenn uns nicht Corona tötet, tötet uns der Hunger).
Genau in dem Moment, wo die Pandemie in Argentinien akut zu einem lebensbedrohlichen Problem breiterer Bevölkerungschichten wird, lässt die Regierung ab 24. Mai die industrielle Produktion wieder in größerem Umfang zu. Wie kann das sein? Nur zu erklären durch den Druck der internationalen Konzerne wie VW, die international organisierten Produktionsverbünde wieder anzukurbeln, auch um den Preis der Gefahr der Verschärfung der Corona-Pandemie in diesen Ländern. Da muss Argentinien, ein von der Weltwirtschaftskrise schwer gebeuteltes, am Staatsbankrott kratzendes, schwächeres neuimperialistische Land mitziehen. So hat VW sein Werk General Pacheco (Provinz Buenos Aires) in zwei Schichten zu je 1500 Arbeitern und das Getriebewerk in Cordoba neu angeworfen.
Mit dabei: Argentiniens peronistischer Präsident Fernandez, der sich lobend über Kanzlerin Merkel ausließ. Produktion mit Auflagen: Transport der Arbeiter mit extra Shuttle-Bussen (keine öffentlichen Busse), zwei Mundschutze pro Schicht, Abstand, Desinfektion, extra Umkleiden. Ein Zugeständnis an die klassenbewussten Industriearbeiter und Industriearbeiterinnen. Eine argentinische Delegation beteiligte sich per Videoschaltung an der 2. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz im Februar in Südafrika!
Das Zusammentreffen der tiefen Wirtschaftskrise, drohender Zahlungsunfähigkeit des Staates, sprunghafter Verschlechterung der Lebensverhältnisse der Arbeiterfamilien und breiter Volksschichten lässt eine objektive Situation heranreifen, wo die Massen nicht mehr in der alten Weise leben wollen und die Herrschaft des argentinischen Monopolkapitals und der imperialistischen Mächte nicht mehr wie bisher ausgeübt werden kann. Es wird entscheidend auf das internationale Industrieproletariat im Land ankommen, an der Spitze einer revolutionären Einheitsfront die argentinische Gesellschaft umzuwälzen. Ein Land, das 400 Millionen Menschen ernähren könnte, hat nicht verdient, im Sumpf des imperialistischen Weltsystems unterzugehen. Seine Arbeiterklasse hat ihren Platz in den Reihen der internationalen Einheitsfront gegen Krieg und Faschismus - vorwärts zum Sozialismus.