Pharmakonzerne

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Die Medikamenten-Lieferkrise - und ihre mögliche Lösung

Unter der Überschrift "Die Lieferkrise" findet sich in der in Apotheken ausliegenden Zeitschrift "Apothekenrundschau" vom 15. Mai ein aufschlussreicher Artikel.

Von wb
Die Medikamenten-Lieferkrise - und ihre mögliche Lösung
Foto: Würfel¹ (CC BY-SA 3.0)

In dem Artikel geht es um die sich verschärfende weltweite Lieferkrise für Medikamente, die schon lange vor der Corona-Pandemie begann: „Bereits von 2018 auf 2019 verdoppelte sich die Zahl der Lieferengpässe bei Arzneimitteln fast. Rund 18 Millionen Packungen waren nicht verfügbar, als Patienten sie gebraucht hätten. Das ergab eine Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts.

 

Das wahre Ausmaß werde sogar noch unterschätzt, so die Experten. Denn bei der Berechnung wurden nur Medikamente berücksichtigt, für die Krankenkassen sogenannte Rabattverträge abgeschlossen haben.“ Und das in einem reichen imperialistischen Land!

Corona-Pandemie verschärft Lieferkrise

Auf die ganze Welt bezogen hat die Lieferkrise bei Arzneimitteln noch ganz andere Dimensionen. Der Artikel erwähnt, dass die Wirkstoffproduktion zunehmend nach Fernost verlagert wurde. Warum aber? Aus Profitgründen, weil hier die Lohn- und Produktionskosten bedeutend geringer und die Profite somit bedeutend größer sind.

 

Grenzschließungen, Produktionsstillstände, Zusammenbruch der Lieferketten in der Corana-Pandemie ließen dann die Lieferkrise noch schärfer zutage treten. So sind Pneumokokken-Impfstoffe, die Risikopatienten vor einer bakteriellen Lungenentzündung schützen, derzeit kaum zu beschaffen.

 

Die Tatsache, dass bestimmte Wirkstoffe für Arzneimitteln heute vor allem in Niedriglohnländern wie Indien oder China produziert werden, ist kein Naturgesetz, sondern Ausdruck davon, dass die gesamte weitgehend internationalisierte Produktion ausschließlich am Maximalprofit ausgerichtet ist.

Pharmakonzerne "Opfer" der chinesischen Konkurrenz?

Jetzt fordert der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie in einem Brief an den Bundeswirtschaftsminister, die Pharma-Produktion am Standort Europa zu stärken. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stößt ins Horn der chauvinistischen Propaganda. „Sollen wir in diesem Umfang wirtschaftlich und in unseren Lieferketten von einem einzigen Land auf der Welt abhängig sein?“, fragte er im April im Bundestag in Anspielung auf China, um die Frage gleich mit einem "Nein" zu beantworten.

 

Doch wer hat denn die Medikamentenproduktion in großem Umfang nach China verlagert beziehungsweise die deutschen Pharmakonzerne dabei gefördert? Das waren doch alle Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte. Auch die Konzentration der Konzerne auf solche Produkte, bei denen man eine weltmarktbeherrschende Stellung erobern will, hat maßgeblich dazu beigetragen.

 

Das aufstrebende neuimperialistische China hat sich dies zunutze gemacht, um selbst eine weltweite Monopolstellung bei vielen Pharmaprodukten zu erobern. Im Streben danach unterscheiden sich chinesische Pharmamonopole allerdings keinen Deut von den deutschen oder europäischen.

Erneuter Ruf nach "wirtschaftlichen Anreizen"

Jetzt soll die Regierung wieder ran, wenn es darum geht, die Rückverlagerung zu subventionieren. „Doch eine solche Verlagerung der Arzneimittelherstellung zurück nach Europa ist ein langwieriges Unterfangen, das gewaltige Investitionen und wirtschaftliche Anreize erfordert. Zudem würde die Produktion teurer, die Preise für Medikamente würden steigen“, so der Bundesverband im gleichen Brief. Höhere Preise und staatliche Subventionen - die "notleidenden" Pharmakonzerne wissen, was ihnen weitere Maximalprofite garantiert.

 

Die breiten Massen dürfen das dann bezahlen. Sei es über die aus Steuern finanzierten staatliche Investitionshilfen - sei es über höhere Preise für die Medikamente. Das Ganze zeigt damit auch, an welchem grundlegenden Widerspruch die internationalisierte kapitalistische Produktionsweise krankt.

Internationalisierte Produktion zum Nutzen der Völker

Die internationalen Riesenmonopole, zu denen durchaus nicht wenige Pharmakonzerne gehören, haben eine Produktion rund um den Erdball geschaffen. Damit die Früchte dieser Produktion aber den Werktätigen, die diese Produktion am Laufen halten, und den Völkern der Welt zugute kommt, muss die Diktatur dieser Übermonopole weltweit mit ihrer Ausrichtung am Maximalprofit revolutionär überwunden werden.

 

Dann können auch die Vorteile einer internationalisierten Produktion mit einer gesicherten Versorgung in jedem Land verbunden werden. Ganz in diesem Sinne heißt im Programm der MLPD über den Sozialismus: Bewusst wird die sozialistische Produktionsweise so organisiert, dass die Vorteile der internationalisierten Großproduktion ebenso genutzt werden wie die zweckmäßig dezentralisierten Produktionsbereiche und die Kreislaufwirtschaft. Denn dann steht der Mensch im Mittelpunkt - sei er nun gesund oder krank.