Afghanistan
Corona: Regierung versagt - Medikamente gesucht
In den letzten Wochen ist das Bedürfnis aus aller Welt, sich mit der MLPD, der ICOR und der Medizinerplattform im Internationalistischen Bündnis auszutauschen, deutlich gewachsen. Im Rahmen einer solchen Anfrage hat Günter Wagner, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Gelsenkirchen, mit Freunden von der Solidarity Party aus Afghanistan telefoniert. Dazu schreibt er das Folgende:
Ich wollte mehr darüber erfahren, wie sich die Corona-Krise in einem solchen Land auswirkt, wie die Situation ist und wie wir eventuell die Menschen vor Ort unterstützen können. Natürlich berichtete ich auch den Freunden über die Corona-Krise in Deutschland. Hier ist sein Bericht.
In Afghanistan gibt es offiziell knapp 8000 Infizierte, davon seien 850 genesen und knapp 200 verstorben. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil die Regierung die Zahlen niedrig hält, um ihre Unfähigkeit und ihr Versagen zu verstecken. Wenige Tests sind vorhanden. Die Mehrheit der Tests ist reserviert für hohe Regierungsbeamte und Warlords. Die Anzahl der Krankenhäuser, die Corona behandeln, ist begrenzt und die meisten der Betten sind reserviert für die Mächtigen.
Nur wenige Leute besuchen die Krankenhäuser, weil sie dem Gesundheitsdienst nicht trauern. Die Mullahs spielen eine schmutzige Rolle, in dem sie sagen, die Corona-Infektionen seien ein Fluch von Gott für die Ungläubigen und mit streng gläubigen Moslems habe es überhaupt nichts zu tun.
„Wie ihr wisst wurde Afghanistan von den USA und anderen NATO-Ländern im Namen von Demokratie, Freiheit und der Befreiung der Frau besetzt. Aber so wie erwartet, hat sich die Lage verschlechtert und die Anzahl der armen Leute ist angestiegen. Die Warlords und die korrupten hohen Beamten der Regierung sind reicher denn je. Obwohl die US-Regierung für sich in Anspruch nimmt, dass sie Afghanistan mit 118 Milliarden Dollar in den letzten 19 Jahren unterstützt hätten, muss man der Ehrlichkeit halber sagen, dass das meiste Geld ausgegeben für Militäroperation der USA ausgegeben wurde, was zu Morden und Blutvergießen führte.
Ein großer Teil wurde an die Warlords gegeben, die auf der Gehaltsliste der USA stehen. Ein weiterer Teil wurde an Vertragspartner der USA gegeben, um humanitäre Projekte zu implementieren. Und bei der Größe der Korruption könnt ihr euch vorstellen, dass vielleicht ein Cent die Leute in Not erreichte. Die letzten offiziellen Zahlen zeigen, dass mehr als 50 Prozent arbeitslos sind und mehr als 70 Prozent unter der Armutsgrenze leben.
Jetzt kommt zu all dem noch die Corona-Krise dazu, die die Situation weiter verschlechtert hat. Die meisten der größeren Städte sind im Lockdown. Und das ist ein Elend für die Mehrheit der Leute, die von ihrem täglich verdienten Geld abhängig sind, um die Familie zu ernähren. Es gibt viele Tagelöhner, die jetzt unter diesen Bedingungen kein Einkommen mehr haben. Der Hunger bedrückt und beschäftigt die Leute mehr als die Corona-Infektion. Die hohen Regierungsbeamten haben zum Beispiel Villen in Dubai, die 15 Millionen Dollar kosten. Aus Europa kamen im Rahmen der Corona-Krise 115 Millionen, die alle in den Taschen von korrupten Beamten verschwanden.
Der Gesundheitsminister behauptet, in Europa gebe es Massengräber. Hier werden pro Tag ca. 100 Testungen durchgeführt. In Kabul gibt es zwei Krankenhäuser, in denen Testungen gemacht werden und in denen Infizierte behandelt werden. Diese Krankenhäuser sind natürlich nur für die Herrschenden da. Ein einfacher Mann aus der Bevölkerung hatte sich gemeldet - mit dem Verdacht auf eine Corona-Infektion. Er kam in Quarantäne. Aber dies sieht dann so aus: Er wurde in einen Raum eingesperrt und mit nichts versorgt, so dass er gestorben ist. Das hält natürlich die Leute davon ab, sich in einem Krankenhaus zur Testung zu melden. Von unserer Organisation haben wir Zentren. Dort erziehen und trainieren wir die Leute, sich die Hände zu waschen und Mundschutz zu tragen, den sie selber herstellen. Die Abstandsregeln einzuhalten ist ein großes Problem. Die meisten Menschen leben in Familien und oft in einem Raum mit vier bis sechs Personen.“
Natürlich habe ich auch gefragt welche Hilfe sie benötigen. Es war ihnen sehr wichtig, überhaupt einmal über ihre Situation zu berichten. Am nötigsten haben sie Medikamente, zum Beispiel Paracetamol, weil die Qualität der erhältlichen Medikamente äußerst fragwürdig ist.
Aus diesem Grund haben meine Kollegen Dr. Günther Bittel, Dr. Willi Mast und ich uns zu einer Medikamentensammlung entschieden. Sie wird bis 31. August diesen Jahres laufen.
Es werden folgende Medikamente benötigt:
Paracetamol
Antibiotika
Zur Stärkung des Immunsystems: Selen, Zink, Vitamin D, B Vitamine
Die Medikamente können an folgende Praxen geschickt werden oder dort abgegeben werden:
Günter Wagner, Schmalhorststr. 1c, 45899 Gelsenkirchen
Willi Mast, Schulz-Briesen-Str. 3, 45884 Gelsenkirchen
Günther Bittel, Siegfriedstr. 9, 47226 Duisburg.