Corona-App am Start

Corona-App am Start

Der Nutzen ist nach wie vor fraglich

Heute geht sie nun an den Start, die „Corona-App“ für Smartphones.

Von ah
Der Nutzen ist nach wie vor fraglich
(foto: Leland Francisco from Dededo, Guam - [087/365] ibokeh (CC BY 2.0))

Eine grundsätzliche Einschätzung hatten wir bereits veröffentlicht (siehe Rote Fahne News!).

 

Was ist nun dran an der App? Das grundsätzliche Problem, dass die Kontaktverfolgung via Bluetooth zunächst jede Menge falscher Treffer liefert, wird sehr einfach gelöst: Die App zeichnet nur solche Kontakte auf, die für mindestens 15 Minuten bestanden haben. Das ist auch dem Energieverbrauch der Methode geschuldet; das Smartphone sendet nur alle fünf Minuten ein Signal aus, damit der Akku geschont wird.

 

Damit werden alle „zufälligen“ Kontakte beim Einkaufen, in der Bahn usw. zuverlässig ausgefiltert und es bleiben fast nur noch solche, mit denen ich mich bewusst getroffen habe. Also Freunde, Arbeitskollegen usw. Auch dann kann immer noch nicht unterschieden werden, ob z.B. der Arbeitskollege von mir durch eine Trennwand abgeschirmt war oder nicht.

 

Damit ist allerdings auch das Argument hinfällig, die App könne die Einschränkungen im öffentlichen Leben überflüssig machen. Denn genau diese Kontakte werden ja nicht erfasst.

 

In dieser Form leistet die App eine gewisse Vorarbeit für die Gesundheitsämter, die im Falle einer Infektion die (bekannten, bewussten) Kontakte rückverfolgen müssen. Sie kann diese Arbeit aber nicht vollautomatisch ersetzen, da längst nicht jeder die App hat und auch nicht jeder immer sein Smartphone in der Hosentasche haben muss. Überhaupt ist die wesentliche Frage, was denn passiert, wenn die App anzeigt dass man möglicherweise Kontakt zu einem Infizierten hatte. Wird man dann getestet? Muss man vorsichtshalber in Quarantäne? An wen wendet man sich? Diese Fragen waren zumindest heute morgen noch völlig unklar.


Dazu kommt, dass die technisch sichere Umsetzung zumindest fraglich ist. Die App wird dafür gelobt, dass der Quellcode öffentlich verfügbar ist. Das alleine gewährleistet aber noch keine Sicherheit. Kritische Fehler entstehen manchmal durch eine falsche Klammer in einer Zeile des Programmcodes; gründliche Prüfungen dauern Monate. Die jetzige App auf der dezentralen Grundlage wird erst seit Mitte April entwickelt; vorher hatte die Regierung einen anderen Ansatz verfolgt. Die beteiligten Firmen SAP und Telekom sind nicht gerade dafür bekannt, komplexe Projekte in Rekordzeit abzuschließen.

 

Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass die erste Version keine Fehler aufweist. Ob diese harmlos sind oder kritisch, wird sich zeigen. Deshalb raten wir weiter von einer Installation der App ab.