Antikommunismus

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Wie man in New York und London Lenin zum Terroristen macht

Bei der OpenPetition der CDU in Gelsenkirchen „Kein Lenin-Denkmal in Horst“ hat Werner Lipphaus am 11. März einen Beitrag veröffentlicht, wonach Lenin 1919 streikende Arbeitern und Bauern habe töten lassen.

Von Korrespondenz aus Düsseldorf
Wie man in New York und London Lenin zum Terroristen macht
Lenin im Rat der Volkskomissare im Jahr 1918 (foto: gemeinfrei)

Im Frühjahr 1919 hatte Sowjetrussland große internationale Unterstützung – in Bayern kämpften Arbeiter für die Räterepublik, Bergarbeiter kämpften im Ruhrgebiet. Im März 1919 bildete sich die Kommunistische Internationale.

 

Diese revolutionäre Entwicklung fürchteten die Herrschenden in den kapitalistischen und imperialistischen Länder - 14 Interventionsmächte führten Krieg, um die sozialistische Sowjetrussland zu zerschlagen.

 

In dieser Situation wurde im März 1919 von Kräften, die sich gegen die Sowjetmacht stellten, versucht Streiks zu organisieren. Mitten im Krieg waren große Teile der Belegschaften an der Front, es herrschte eine Hungersnot und die Sowjetmacht musste sich gegen die Interventionskriege zu verteidigen.

 

Der Historiker Jörg Baberowski schildert die Auseinandersetzung um einen Versammlung in den Putilow-Werken im März 1919. Zu Lenin schreibt er: "Es war das erste mal, dass Lenin mit Arbeitern sprach, die er sonst nur aus Büchern kannte." (Der rote Terror, S. 45) Eine Lüge, Lenin kannte gerade die Arbeiter in Petersburg, dem späteren Leningrad seit der Oktoberrevolution 1917 sehr genau.

 

Warum es zum Hunger kam: Im März 1919 schrieb Lenin: „Wie überall, stoßen wir auch hier auf große Schwierigkeiten, denn die Bauern sind daran gewöhnt, sich als selbständige Landwirte zu fühlen. Sie sind gewöhnt, ihr Getreide frei zu verkaufen, und jeder Bauer hielt das für sein unverrückbares Recht. Jetzt muß eine kolossale Arbeit geleistet werden, um sie endgültig zu überzeugen, daß man mit der Zerrüttung, die uns der Krieg hinterlassen hat, nur durch die kommunistische Organisierung der Wirtschaft fertig werden kann. Hier darf man schon nicht mehr durch Gewalt, sondern nur durch Überzeugung wirken.“ (Lenin Werke, Bd. 29, S. 7)

 

Der Streikaufruf im März 1919 in den Putilow-Werken ging von den so genannten Sozialrevolutionären aus. Diese lehnten den Kampf gegen die imperialistische Intervention ab. Lenin beantwortete bei seinem Besuch in Petrograd im März 1919 die Frage „Was ist zu tun, wenn durch die Parole der Sozialrevolutionäre irregeführte Arbeiter aus Gründen der Ernährungslage nicht arbeiten, streiken und sich gegen die Sowjetmacht wenden.“ Darauf antwortete er: „Auch bei uns gibt es nicht klassenbewußte, rückständige Arbeiter, die bislang die Sowjetmacht nicht begriffen haben; wir sind bestrebt, sie aufzuklären. Für ständige Massenvertretungen der Arbeiter hat keine Regierung so viel getan wie die Sowjets, die jedem Vertreter eines Betriebes einen Platz in einer staatlichen Einrichtung geben.“ (LW, Bd. 29, S. 10)

 

Lenin und die Bolschewiki taten alles um die Hungersnot zu lösen, sie organisierten den Transport des Getreides mit der Bahn. Bis zu den Osterfeiertagen 1919 setzten sie Personenzüge und die Lebensmittelversorgung gelang. Das war eine Politik, um die Sowjetmacht zu verteidigen gegen die Interventionskriege, die unter anderem von England, den USA geführt wurden. Für Jörg Baberowski, Geschichtsprofessor an der Humboldt Universität Berlin, ist das alles „roter Terror“!

 

Das Buch von Jörg Baberowski wirkt wissenschaftlich - überall Quellenangaben. Allerdings muss man ihnen mühsam nachgehen und die ursprünglichen Quellen kommen zum Vorschein - Berichte in der New York Times und London Times von Anfang April 1919 und ein königlicher Bericht an das britische Parlament „Bolschewismus in Russland“. Also Quellen aus zentralen Publikationen zweier gegen Sowjetrussland Krieg führender Regierungen.

 

In dem königlichen Bericht an das britische Parlament heißt es, dass die Arbeiter der Putilow-Werke den Vorschlag Lenins für Lebensmittellieferungen mit Personenzügen in den nächsten vier Wochen abgelehnt hätten. So sollen sich Arbeiter verhalten, wo sie und ihre Familien hungern? Weiter heißt es darin wörtlich, dass die Arbeiter den Kommissar Sinowjew mit „Nieder mit dem Juden“ verjagt hätten. Auf den Straßen Petrograds sei der Reim plakatiert worden: „Nieder mit Lenin und Pferdefleisch, gib uns den Zaren und Schweinefleisch.“ Judenfeinde und Verteidiger des Zarismus - das ist die authentische Quelle des Herrn Baberowski. Natürlich musste die Sowjetmacht auch mit Unterdrückungsmaßnahmen gegen Kräfte vorgehen, die antikommunistisch waren und das Rad der Geschichte zurückdrehen wollten.