Streik im Kaltwalzwerk 1 bei tkSE Duisburg

Streik im Kaltwalzwerk 1 bei tkSE Duisburg

Kollegen vor neuen Herausforderungen

Bei der Kauenversammlung zum Schichtwechsel bei tkSE gestern beschlossen die Kollegen, dem Vorstand ein Ultimatum zu stellen: bis 18 Uhr erwarten sie eine klare Zusage zur Übernahme des Kollegen, dessen Vertrag kurzfristig nicht verlängert werden soll.

Kollegen vor neuen Herausforderungen
Dortmunder Stahlarbeiter bei einem Warnstreik in der Tarifrunde 2019 (rf-foto)

Bereits am Morgen hatte der Stahlkocher, Zeitung von Kollegen für Kollegen bei den Stahlbetrieben, den mutigen Streik im KW 1 breit bekannt gemacht und andere Abteilungen aufgefordert, ihn zur gemeinsamen Sache zu machen. Das traf voll ins Schwarze, das Vertrauen in Vorstand und Werksleitung ist auf Null, viele Kollegen haben eine Rechnung offen. Von den Lokführern sagte ein Kollege: „Bei uns haben sie zwei von  vier befristeten Kollegen rausgesetzt – da hätten wir schon die Brocken hinschmeißen müssen! Es wird auch deutlich: es geht um die ganze Richtung, wie die Krisenlasten auf die Kollegen abgewälzt werden – dass dies auf entschlossenen Widerstand treffen muss und die Kollegen vom KW 1 dafür ein mutiges Signal setzen.


Diese hatten mit ihrem Ultimatum in ein Wespennest gestochen! Überfallartig erschienen gegen 16.30 Uhr Vertreter von Vorstand, Personalabteilung und Werksleitung. Nun wurde plötzlich eine Räuberpistole aus dem Hut gezaubert: der Arbeitsplatz des entlassenen Kollegen sei schon im März für einen Auslerner zugesagt worden – und die Übernahme der eigenen Azubis hätte doch wohl Vorrang. Und die Kollegen sollten den Azubi doch freundlich empfangen – als ob dies je in Frage steht! Und glatt gelogen behaupteten sie noch, der Bereichsbetriebsrat sei darüber längst informiert – dabei hatten sie dem betroffenen Kollegen selbst bis letzte Woche zugesichert, er werde übernommen. Der hatte sich darauf verlassen – und wird jetzt mit 3 monatiger Sperre vom Arbeitsamt dafür belohnt. Die Kollegen waren hell empört über diese Spaltung – als ob man Stammarbeiter, Auslerner und Befristete gegeneinander aufrechnen könne. Bei einer späteren Versammlung am Tor erklärte ein kämpferischer Betriebsrat: „Alle brauchen ihren Arbeitsplatz! Dann muss eben die Arbeitszeit für alle verkürzt werden, das erhält Arbeitsplätze!“ – „Aber bei vollem Lohnausgleich!“ – warf sofort ein Kollege ein. Beifall!

 

Neben dieser Räuberpistole begannen die Chefs, nun auch massiv Druck zu machen, es sei ein wilder Streik und illegal. Kollegen wurden zum Teil in Einzelgesprächen bearbeitet. Dieser härtere Kurs ist für die Kollegen neu, in der Vergangenheit wurden bei solchen Auseinandersetzungen Zugeständnisse oder irgendwelche Kompromisse gemacht. Die härtere Gangart steht dafür, dass angesichts der rasanten und massiven Krisenentwicklung mit viel weitreichenderen Angriffen zu rechnen ist, als die Konzernpläne bislang vorgeben. Das alles muss nun erst mal verarbeitet werden und so konnte sich die Mehrheit der Kollegen noch nicht entscheiden, den Streik wieder aufzunehmen. Diskutiert wird, dass der mutige Weg den die Kollegen eingeschlagen haben völlig richtig ist, alle bestärkt und in die Zukunft weist. Der heftige Gegenwind zeigt dass sie richtig liegen – und jetzt noch mehr Kollegen und Abteilungen gewinnen müssen, diesen Weg entschlossen mitzugehen. "Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil - wenn die eine härtere Gangart einlegen, machen wir das auch" - sagten viele.