Großinsolvenzen
Wirecard, Lufthansa, Kaufhof-Karstadt: Konzerne im Krisenstrudel
Die Namen dieser Konzerne stehen für die ersten Großinsolvenzen oder Beinahe-Insolvenzen von Übermonopolen im Verlauf der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, verschärft durch die Corona-Krise, mit weitreichenden Folgen für die Beschäftigten und die ganze Gesellschaft.
Denn sie nutzen die Insolvenzverfahren beziehungsweise "Sanierungsverfahren" mit staatlicher Beteiligung für drastische Umstrukturierungen, für die Vernichtung Zigtausender Arbeitsplätze, Verschärfung der Ausbeutung und Abwälzung der Folgen auf zahlreiche kleine und mittlere Gläubiger, die bei der Bedienung ihrer Schulden nicht mehr zum Zug kommen werden.
Auf Empörung stößt, wie sich Manager, Besitzer und Vorstände von Konzernen bereichern. Milliardär Heinz Herrman Thiele, Großaktionär der Lufthansa, hatte wesentlichen Einfluss auf das staatliche „Rettungspaket“. Dass die Lufthansa nun mit staatlicher Beteiligung vor der Insolvenz "gerettet" wird, hängt vor allem mit ihrer Bedeutung für die Machtpolitik des BRD-Imperialismus zusammen. Auch in anderen führenden imperialistischen Ländern setzen die Regierungen alles daran, ihre großen nationalen Luftflotten in der weltweiten Vernichtungsschlacht zu stützen.
Vorboten drohender Massenentlassungen
Bei Kaufhof-Karstadt wollen die Konzernchefs mindestens 6.000 Arbeitsplätze vernichten. Das sind alles Vorboten drohender Massenentlassungen! Die MLPD tritt konsequent für den Kampf um jeden Arbeitsplatz und gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Massen ein.
Wirecard, der 1999 gegründete Konzern für Zahlungsdienstleistungen wie etwa für Kreditkarten, kontaktloses Bezahlen mit EC-Karten oder Überweisungen bei Online-Zahlungen, stieg 2018 zu den 30 im DAX gelisteten Konzernen in Deutschland auf. Wirecard expandierte weltweit durch den Aufkauf von Banken oder Banklizensen wie in Nord- und Südamerika und zuletzt in China. Der Konzern arbeitet eng mit Handelskonzernen wie Aldi oder Ikea zusammen.
Dubiose Treuhandkonten ohne Einlagen
Am 25. Juni 2020 stellte Wirecard einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Die Aktien stürzten um fast 80 Prozent ab. Es ist die erste Insolvenz eines DAX-Konzerns. Wirecard-Vorstandvorsitzender Markus Braun musste eingestehen, dass die 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz nicht zu belegen waren - offensichtlich aufgrund eines weltumspannenden Betrugssystems.
Er trat zurück, wurde wenig später festgenommen und am Folgetag gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro wieder auf freien Fuß gesetzt. Vorstandskollege Jan Marsalek wird per Haftbefehl gesucht. Er war zuständig für das operative Tagesgeschäft und dubiose Treuhandkonten auf den Philippinen, auf denen angeblich Milliarden liegen sollen. Die philippinischen Behörden konnten die Milliarden nicht ausfindig machen. Marsalek tauchte zunächst auf den Philippinen und dann in China unter.
Und wieder: Staatsmonopolistischer Kapitalismus live
Bundesregierung und EU-Kommission zeigen mit dem Finger auf die Bankaufsicht BAFIN (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen) als zuständige Behörde. Wer erwartet hat, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden gegen kriminelle Machenschaften der größten Übermonopole konsequent vorgehen würden, sieht sich nach dem Fall VW ein weiteres Mal getäuscht. Da werden alle Augen zugedrückt und die Vertuschung des Betrugs wird noch gefördert. Die deutschen Gesetze ermöglichten es Wirecard, seine Kontrolleure selbst zu beauftragen. Auch das ist staatsmonopolistischer Kapitalismus live!
Dass gerade bei Wirecard so auffallend "weggesehen" wurde, hat seinen Grund in dessen Rolle an der Schnittstelle zwischen Handel und Bankwesen. Deshalb sollte - auf Teufel komm' raus - der Aktienkurs nach oben manipuliert werden. Als alles herauskam, bezeichnete Bafin-Chef Felix Hufeld den Fall Wirecard als „Schande".
Im alleinherrschenden internationalen Finanzkapital sind Industrie-, Handels-, Agrarkonzerne und Banken verschmolzen. Diese Verschmelzung bringt Konzerne wie Wirecard hervor.
Zur sich belebenden Kapitalismuskritik gehört die Diskussion um die Klassiker des Marxismus-Leninismus. Als hätte Karl Marx Wirecard vor sich gehabt, schrieb er:
„Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens." (MEW 23, S. 788)
Um das zu verändern, muss der Kapitalismus revolutionär überwunden und der echte Sozialismus erkämpft werden.