Emsland
1945: „Maczkow“ an der Ems – Antikommunismus pur
Im Mai 1945, nach der Kapitulation der Hitler-Armee, entstand in der britischen Besatzungszone im norddeutschen Emsland eine Art polnischer Enklave.
Ca. 30.000 – durch die Nazis aus Polen verschleppte – Zwangsarbeiter sowie Soldatinnen und Soldaten aus den Kriegsgefangenen-Lagern des Emslandlager-Systems suchten Schutz bei der polnischen Exil-Armee. Diese stand – von London aus geführt – unter der ultrareaktionären Führung von Wladyslaw Raczkiewicz. In mehreren Städte des Emslands wurde die dort wohnhafte Bevölkerung zwangsgeräumt, um die Menschen polnischer Herkunft unterzubringen.¹
Die Kleinstadt Haren/Ems gehörte dazu. Das besondere in diesem Fall war, dass Haren vollständig in eine polnische Stadt umgewandelt wurde. 1000 Familien aus Haren mussten ihre Häuser verlassen und in benachbarten Gemeinden Unterkunft suchen. Die Stadt wurde in „Maczkow“ umbenannt – der Stadtrat, Schulen, Theater, Kino, die Kirche, alles wurde zu polnischen Einrichtungen. Für die Zwangsarbeiter eine echte Befreiung.²
Namenspatron von „Maczkow“ war allerdings der faschistische General Stanislaus Maczek, hoher Militär der Pilsudski-Armee.⁵ Seine Karriere hatte Maczek unter anderem beim Überfall reaktionärer polnischer Truppen auf die junge Sowjetunion 1918 bis 1920 gemacht.³ Hier liegt auch das Motiv des damaligen Premieministers des englischen Imperialismus, Winston Churchill, für die Förderung der Pilsudski-Armee vor dem Einmarsch der Hitler-Faschisten in Polen 1939, und für die Einrichtung der Stadt „Maczkow“ infolge des Kriegsendes. Diese sollten „in ihrem entschiedenen Antikommunismus ein starkes Bollwerk“⁴ gegen die siegreiche Rote Armee werden.
Das Abenteuer „Maczkow“ an der Ems währte aber nur vier Jahre. Ein verheerendes Ems-Hochwasser 1948 überflutete die Stadt. Sie wurde als polnische Enklave aufgegeben und die deutsche Bevölkerung kehrte zurück. Ist das ganze nur eine Randnotiz des Zweiten Weltkriegs? Nein – es muss eine Mahnung sein, zu was der Antikommunismus fähig ist. Stanislaus Maczek wurde noch in seinem Todesjahr 1994 der höchste polnische Orden, der Staatsorden des „Weißen Adlers“ verliehen.