Kolektor
Dreiste Einminuten-Ankündigung: Betriebsverlagerung nach Slowenien!
Am vergangenen Freitag war die Belegschaft des Essener Betriebs Kolektor zu einer Versammlung durch die Geschäftsführung geladen worden.
Kolektor produziert Magnete; der Betrieb gehörte früher zu Krupp Widia. Dieser Magnetbetrieb wurde 2003 von der Widia verkauft und 2013 in den Essener Norden verlagert.
Zur Belegschaftsversammlung angekündigt war ein Vertreter aus Slowenien, der zur Zukunft des Unternehmens sprechen würde. Diese Versammlung begann um 11:45 Uhr. In einer einminütigen (!) Erklärung wurde den Kolleginnen und Kollegen mitgeteilt, dass der Betrieb geschlossen wird. Lediglich eine extrem kurze Begründung, die Lohnkosten seien schon längere Zeit zu hoch, deshalb müsste man jetzt den Betrieb nach Slowenien verlagern.
Der Hammer: Der Vertreter aus Slowenien ließ sich durch einen Bodyguard begleiten, was die Kollegen besonders empörte. Sind wir hier eigentlich Kriminelle, war zu hören. Nach einer kurzen Nachfrage, die nicht beantwortet wurde, verließ die Belegschaft die Versammlung und nahm anschließend an einer Betriebsratsinformation teil. Diese ging etwa dreieinhalb Stunden lang.
Ein Großteil der Kollegen war natürlich geschockt über diese weitgehenden Maßnahmen; gerechnet hatten einige mit Entlassungen bzw. Lohnkürzungen. Auf der Betriebsratsinformation wurde diskutiert, ob man sich mit Abfindungen zufrieden geben kann. Auf einige ältere Kollegen wirkt dies als Möglichkeit.
Oder ob es richtig ist, hier um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Vor allem jüngere Kollegen sind sich im Klaren darüber, dass sie große Schwierigkeiten haben werden, einen Arbeitsplatz zu finden. Den Hintergrund sehen die Kollegen nicht nur bei Corona, sondern auch in den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Die Belegschaft befindet sich in einem Prozess, in dem intensiv beraten wird, welche weiteren Schritte gemacht werden müssen.