Leserbrief
„Farbiger ist ein rassistischer Begriff“
Der folgende Leserbrief aus Berlin erreichte die Redaktion:
Liebe Redaktion, bei eurem ... Artikel "Erneut ein Farbiger durch Polizisten getötet" (14. Juni) bin ich mal wieder über diesen Begriff "Farbiger" gestolpert. Leider verwendet ihr den Begriff häufiger. Doch das ist ein rassistischer Begriff aus der Zeit der Apartheid in den USA, als die Afroamerikaner "colored people" genannt wurden, und der britischen Kolonialzeit. Das kann man bei Wikipedia nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Farbiger.
Als ich das erste Mal Ende der 1960er-Jahre Afroamerikaner kennengelernt habe, war dieser Begriff tatsächlich verbreitet. Doch dann kam die Black-Panther-Bewegung. Sie definierten sich demonstrativ als "schwarz", eben "black", und entwickelten ein "schwarzes" Selbstbewusstsein. An diese Tradition knüpft die heutige "Black-Lives-Matter"-Bewegung an - "Schwarze Leben zählen". Die politisch korrekte Bezeichnung für Schwarze Menschen ist: Schwarze Menschen.
Nach den journalistischen Richtlinien des Presserates wird die „Hautfarbe“(oder „ethnische „Zugehörigkeit“) nur genannt, wenn sie zum Verständnis der Nachricht unmittelbar notwendig ist. Es handelt sich dabei um einen soziokulturellen, politischen Begriff.
- „Farbig(er)“
Die "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland", ADEFRA (Schwarze Frauen in Deutschland), Expertengruppierungen und auf diesem Gebiet tätige Medienorganisationen sind sich einig: Es gibt keine "Farbigen".
Dieses sprachliche Relikt aus der Kolonialzeit wurde in Deutschland in den fünfziger Jahren als Ersatzbegriff für das als eindeutig rassistisch erkannte „N-Wort“ geläufig, und wird heute noch oft im medialen Alltag dafür benutzt, schwarze Menschen mit einem unnötigen und exotisierenden Euphemismus zu belegen.