Lenin-Statue

Lenin-Statue

Grüße einer Bergarbeitertochter

Peter Psuik, ehemaliger Bergarbeiter auf der Zeche Lohberg, trug beim Festakt zur Enthüllung der Lenin-Statue in Gelsenkirchen das Grußwort von Inge Litschke aus Dinslaken-Lohberg, vor.

Grußwort

Ich heiße Inge Litschke und wurde 1930 in Dinslaken-Lohberg geboren. Mein Vater, Paul Kresse, war Bergmann auf der Zeche Lohberg und Kommunist. Viele Bergleute, auch bei uns in Lohberg, sahen in der russischen Revolution ein Vorbild und die Hoffnung für ihre Zukunft. Es gab aber auch viele Kumpel, die unter dem Druck von Entlassungsandrohungen dem Kommunismus den Rücken gekehrt haben. Kommunisten bekamen keine Arbeit und wurden als erste entlassen, man kann sich das heute gar nicht vorstellen, welche Notlage das für die Familien bedeutete. Auch Enttäuschung spielte bei manchen eine Rolle, dass sich die kommunistischen Ziele nicht so einfach verwirklichen ließen, wie sich das mancher gedacht hatte.

 

Aber die Familien der Bergarbeiter waren in der Mehrheit nie wirkliche Nazianhänger und übernahmen nicht ihre fanatisch rassistische Ideologie. Als Kinder haben wir natürlich nichts mitbekommen, ob und wie die Kommunisten ihre Arbeit im Untergrund organisiert haben. Was man aber spürte: Unter den Bergarbeitern herrschte ein Geist der Solidarität. Man half sich gegenseitig, wo man konnte. Ich erinnere mich, dass mein Vater öfter ein Stück Brot mehr zur Arbeit mitgenommen hatte. Das steckte er heimlich seinem russischen Kollegen zu, einem der Kriegsgefangenen. Ich weiß von Erzählungen, dass Kumpel für die russischen Kriegsgefangenen auf deren Weg Brotstücke hinterlegten. Es soll vorgekommen sein, dass Wachleute, ich glaube von der SS, brutal mit Stiefeln auf die Hände der Hungernden rumgetrampelt haben, wenn sie nach den Brotstücken griffen.

 

Ja, es war eine harte Zeit. Ich wünsche, dass die Jugend so etwas Grausames nicht erlebt. Ich wünsche aber auch, dass dieser damalige Geist der Solidarität unter den Arbeitern wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen kommt.