Aktionstag

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Protest von „Change for Future“ im Schatten der Kühltürme von Datteln IV

Für Freitag, den 19.6.20, hatte die antikapitalistische Plattform „Change for Future“ (CFF) als Teil der Jugendumweltbewegung „Fridays for Future“ zu einem Aktionstag in insgesamt 10 Städten in Deutschland aufgerufen:

Von gof
Protest von „Change for Future“ im Schatten der Kühltürme von Datteln IV
Protest gegen die Inbetriebnahme von Datteln 4 vor der finnischen Botschaft in Berlin (foto: robinwood)

„Die Klimakrise kennt keinen Lockdown - FFF muss wieder auf die Straße!“. Dies war zugleich eine Kritik am Vorgehen des bundesweiten und anderer FFF - Orga-Teams, sich dem von Bundes- und Landesregierungen mit Corona begründeten Demonstrationsverbot unterzuordnen.

 

„Klimakrise und Wirtschaftskrise haben ihre Ursache im Kapitalismus – gemeinsam gegen Klimazerstörung und Arbeitsplatzvernichtung“, wie es im CFF-Aufruf heißt, sprach vielen aus dem Herzen. Deshalb folgten umweltbewegte Jugendliche, Mitglieder des Jugendverbands REBELL, von MLPD, Umweltgewerkschaft und anderen dem Aufruf und führten im Dattelner Zentrum einen Aktionsstand durch. Buchstäblich im Schatten der mächtigen Kühltürme des Kraftwerks und ihrer gewaltigen Dampfschwaden.

 

Bewegt man sich etwas aus dem Dattelner Zentrum heraus, bestimmen diese grauen Kolosse das Bild, weit über die nahegelegenen Häuser hinausragend. Viele Jugendliche unter den Passanten positionierten sich klar gegen Datteln IV. Unter den älteren Kolleginnen und Kollegen gab es etliche, die bereits seit einem Jahrzehnt gegen dieses Kraftwerk kämpfen.

 

Die Argumente in unseren Redebeiträgen konnten sie noch erweitern. Datteln IV geht gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung ans Netz. Es ist kein Kohleausstieg, wenn ein Kraftwerk in Betrieb geht, das eine potenzielle Lauf- und Lebensdauer von gut und gerne 50 Jahren hat. Tatsächlich verschärft der Energiegroßkonzern Uniper mit der Inbetriebnahme die CO2-Problematik. Studien zeigen, dass Datteln IV aufgrund seiner höheren Auslastung gegenüber älteren Kraftwerken Mehremissionen von 40 Millionen Tonnen CO2 verursacht. Stickoxide, Ozon, mit Quecksilber, Arsen, Blei, Nickel oder Cadmium belastete Feinstäube lagern sich in der Umgebung ab und verursachen Umweltschäden und ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen.

 

Datteln IV ist bestimmt kein „sauberes“ Kraftwerk und zeigt, wie Monopole, Bundes- und Landesregierung in der gegenwärtigen Weltwirtschafts- und Finanzkrise Umweltschutzmaßnahmen wieder zurückdrehen. Dagegen kann man nur organisiert erfolgreich kämpfen, Arbeiter- und Umweltbewegung gemeinsam.

 

Ein Stahlarbeiter zog aus seinen 46 Jahren in einem Stahlwerk Resümee am offenen Mikrofon: lasst euch nicht erzählen, es gäbe entweder Arbeitsplätze oder Umweltschutz! Das Profitinteresse der Monopole stellt beides gegeneinander. Eine Mutter erzählte, dass sie aus Sorge um die Zukunft ihrer Tochter für die Umwelt kämpft. Der Bogen wurde gezogen zu den Bergarbeitern und ihrem Kampf um Arbeitsplätze, gegen die Flutung der Zechen, der dabei entstehenden Trinkwasservergiftung und um bezahlbaren Wohnraum.

 

Und die Frage der Perspektive: der Kapitalismus ist unfähig, die drohende Umweltkatastrophe aufzuhalten. Einige Beiträge betonten, weshalb dies nur in einer sozialistischen Gesellschaft möglich ist. Ein Kollege aus der Nachbarschaft des Kraftwerks unterschrieb für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!" und meinte: „So weit liegen wir gar nicht auseinander!“

 

Die Aktion weckte Interesse und mobilisierte. Verschiedene Jugendliche und ältere Passanten wollen nun in Kontakt bleiben.