Marokko
Ausgangssperren und Hungerrevolten
Die marokkanische Regierung setzt die Ausgangssperre mit drakonischen Maßnahmen durch. Viele, die sich als Straßenverkäufer über Wasser halten, verloren ihre Existenzgrundlage.
Doch in den letzten Wochen häufen sich Hungerrevolten, Protestdemonstrationen und die Konfrontationen mit dem Staatsapparat. In Dörfern der Rif-Region brach am 23. Juni 2020 ein großer Hungeraufstand der armen Bauern unter Führung junger Marxisten-Leninisten aus. Mehrere Bauernführer wurden entführt und verhaftet. Jetzt sind die Proteste erneut aufgeflammt und breiten sich aus.
600 Frauen, die auf den Erdbeerfeldern eines spanischen Großgrundbesitzers arbeiten, infizierten sich mit Covid 19. Sie wurden dann in enge Behausungen gepfercht, fernab von ihren Familien, ohne Nahrung, Pflege und Versorgung. Sie haben ihre Lage gefilmt und über WhatsApp verbreitet, was die Empörung im Land weiter angeheizt hat.
In der Textilfabrik eines französischen Unternehmers wurden an einem Wochenende alle Maschinen ausgeräumt. Als die 260 Arbeiterinnen am Montagmorgen zur Arbeit kamen, standen sie vor leergeräumten Hallen und waren auf einen Schlag arbeitslos.
An vorderster Front der Hungerdemonstrationen und Proteste im ganzen Land kämpfen die Arbeiterinnen und Arbeiter. Nach massiven Lohnkürzungen und Entlassungen sind die Transportarbeiter der marokkanischen Filiale des französischen Wasser-und Energiekonzerns Veolia in einen bereits seit 150 Tagen andauernden Streik getreten. In den Städten Tanger, Tetuan und Rabat führen die Arbeiter der Kabelfabrik Amanor seit sechs Monaten Protest-sit-ins durch. In 34 Städten demonstrieren die Beschäftigten einer Sanierungsgesellschaft, weil sie ihre Löhne nicht bekommen.
Obwohl die Polizei mit äußerster Härte gegen jegliche Menschenansammlung vorgeht, Telefon- und Internetverbindungen strengstens überwacht, lassen sich die Menschen nicht mehr einschüchtern. Der Klassenkampf hat in Marokko wieder an Fahrt aufgenommen.